Donnerstag, 22. Juni 2017

Kein Weg führt zurück - Kritik: Trespass (1992)


 Bei »Trespass« handelt es sich wieder um einen dieser typischen pragmatisch angelegten Großstadtwestern von Walter Hill, der wieder traditionelle Muster in die Moderne überträgt. Sichtlich inspiriert ist sein Film, der um die Gier und die Suche nach Gold kreist, natürlich von John Hustons »The Treasure of the Sierra Madre«. Hills Goldjäger sind in diesem Fall zwei gegensätzlich charakterisierte Feuerwehrmänner (Bill Paxton als nervös-zappeliger Naivling und William Sadler skrupelloses Arschloch, das Cowboy spielt), die sich auf die Schatzsuche nach dem Gold begeben, die sie in einen verlassenen Fabrikgelände führt, dessen leere Gemäuer von Schutt und Abfall umgeben sind. Sein Film ist dabei limitiert und bleibt stets in seinen vier Ecken. Der Film beschränkt sich auf dieses Gelände, vornehmlich auf eines seiner Gebäude. Seine Feuerwehrmänner sind eingeschlossen von den Gangstern, verteidigen sich und versuchen wieder einen Weg hinaus zu finden.


Damit rückt Hill seinen Film auch in die Nähe eines Westerns wie »Rio Bravo«. Unglücklicherweise beobachten die Feuerwehrmänner dort eine Schießerei von Gangstern (unter anderem Ice Cube und Ice-T, die eine Art von hippen Hiphop-Gangstern geben, die im regelmäßigen Takt von »Kings« und »Motherfuckern« reden) und geraten in deren Schussfeld. So geht es in diesem knurrigen Film von Walter Hill auch um (manchmal überzogen) stereotypische Männer, unfreundliche Gesellen, durch und durch miese Kerle. Die Protagonisten und Antagonisten lassen sich kaum voneinander unterscheiden. Im Grunde mag man keine Seite, auf der jeder versucht etwa das größte Stück vom Kuchen ab zu bekommen oder seine Ziele zu verfolgen. Man schaut ihnen aber gespannt zu. Dabei beschwört Hill auch in gewisser Weise eine Art Rassenkonflikt zwischen den weißen Feuerwehrmännern und den farbigen Gangstern herauf. Sein Film ist der Kampf zweier Parteien, die sich langsam auch untereinander durch ihre unterschiedlichen Absichten und das dadurch entstehende Misstrauen zerstreiten. Ry Cooder, der diesen Film mit seiner Musik natürlich auch antreibt, untermalt das mit einer eindringlich-vibrierenden Rauheit.


Der Tonfall von Hills ist harsch. Daneben spielt Hill aber auch herum. Er spielt mit der Perspektive von einer Videokamera, durch die eine der (profillosen) Nebenfiguren mitfilmt, ohne aber darin einen tieferen Zweck erkennen zu können. Aber er spielt auch (vornehmlich zu Beginn) mit rasanten Zoom-Ins und kantigen Nahaufnahmen. Bei seinem simpel gestrickten und deutlichen B-Movie macht er sonst kurzen Prozess, wo es nur geht. Sein Film ist ein brodelnder Kessel, der am Ende dann leibhaftig explodiert und an dieser Stelle der gewinnt, der zu Beginn gar nicht damit gerechnet hätte.


6.0 / 10

Autor: Hoffman 

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