Donnerstag, 24. Januar 2013

Freiheit durch Blut - Klassiker der Extraklasse: Badlands (1973)





"Hi, I'm Kit. I'm not keeping you from anything important am I?" - "No"

Ja, so kann es manchmal gehen. (Ein junger) Man(n) trifft ein Mädchen. Beide ziemliche Aussenseiter irgendwo im nirgendwo der amerikanischen Badlands. Sie verlieben sich. Hauen zusammen aus ihrem verschlafenen Heimatnest ab - natürlich nicht, ohne davor des Mädchens Vater zu töten - und ziehen auf ihrer Flucht eine ziemlich rote Blutspur durch die Badlands, bis die Flucht des Liebespaares durch die Hüter des Gesetztes (zum Glück?) ein Ende findet. Punkt. Aus. Ende. Abspann. "Danke für's zusehen!"

Ja, so könnte man Terrence Malicks Erstling recht präzise zusammenfassen. Man könnte auch noch die hervorragende Inszenierung des damaligen Regieneulings Malick loben sowie das Spiel der beiden Hauptdarsteller, Martin Sheen und Sissy Spacek. 

Ja, das könnte man so machen, man könnte "Badlands" einfach als schön anzusehendes, blutiges und irgendwie unromantisches Roadmovie zu den Akten legen.




Oder, man könnte sich auch fragen, was Herr Malick einem denn mit seinem hübsch anzusehenden Film sagen möchte. "Warum macht dieser Mensch so einen Film? Gab doch auch schon damals genügend bonnie-and-clydeeske Filme."

Ja, dann wäre man schon mal auf dem richtigen Weg, den Wert dieses Meisterwerks zu entdecken. Denn "Badlands" entpuppt sich bei genauerem und mehrfachen Hinsehen als weit mehr, als nur eine schön tragische Lovestory im Hinterland Amerikas. 

Nein, "Badlands" ist weitaus mehr. Malick hat hier ein faszinierendes Werk abgeliefert, das - wie oben mehrfach erwähnt- eigentlich auf einer ziemlich simplen, ja fast schon verbrauchten, Idee aufbaut, aber dennoch eine höchst interessante (Charakter-)Studie ist, und zurecht Kult wurde. Oft kopiert, aber (wahrscheinlich) noch immer unerreicht. (Anmerkung: "True Romance" nie gesehen.)

Malick zeigt zwei Protagonisten, mit denen sich der Zuschauer nicht identifizieren soll. Eine rührende Lovestory sucht man hier vergebens. Martin Sheen verkörpert den absoluten Unsympathen, der sich für den Allergrößten hält, und das auch raushängen lässt. Sissy Spacek dagegen ist das scheinbar brave Mädchen aus wohlbehütetem Elternhaus, doch auch sie lässt das alles mehr oder weniger über sich ergehen und zieht mit ihrem Lover mordend durch die Badlands. Dies ist vielmehr eine Geschichte über zwei Aussenseiter, die irgendwo im Nirgendwo ein unbedeutendes Dasein fristen, und sich schlichtweg für besser als der Rest der Menschen dort halten. Und das zeigt Malick auch einfach. Zwei Soziopathen im Blutrausch. Konträr dazu die wunderbaren Landschaftsaufnahmen und die ruhige Musik sowie der allgemein sehr ruhige (fast schon poetische) Stil des Films. Dies verdeutlicht nur den Wahnsinn, der sich in "Badlands" abspielt, aber auch ein bisschen den Wahnsinn und die Selbstüberschätzung in uns allen, wenn einem das soziale Ansehen und Umfeld egal zu schein scheint, und man über Leichen geht, nur um frei zu sein, doch im Endeffekt - wie die Protagonisten in "Badlands" - nicht erkennt, was man da tut, und sich trotz allem aufgrund der Schönheit der Natur und des Lebens wieder nach einem Leben in einer zuvor verhassten Welt sehnt, obwohl es für einen Weg zurück dorthin längst zu spät ist.




Für mich persönlich wohl eines der besten Regiedebüts überhaupt, da Malick, der hier sogar einen Cameo Auftritt hat, sowohl seine Darsteller als auch sein Werk auf technischer und inszenatorischer Ebene zu jedem Zeitpunkt völlig im Griff hat. "Badlands" mag zwar nicht der spannungsgeladenste Film aller Zeiten sein, dennoch fesselt er mich, da ich als Zuschauer einfach jedes Mal weiß, dass ich hier ein gar großartiges Werk sehe, von dem ich keine Sekunde missen möchte.



9.0/10


Autor: MacReady


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