Samstag, 24. August 2013

Hier geht es nicht nur um explodierende Köpfe! - Kritik: Scanners (1981)



Cronenberg zögert nicht lange bis er zum Thema seines Filmes vordringt, es ist eine reine Kopfsache: Gedankenkontrolle, Psychologie auf Paranoiabasis, die Telepathie als Machtspiel der Gedanken. Ist das Qual, Fluch oder Gabe, den Menschen ins Innerste ihres Denkens zu blicken? In der Umsetzung kommt Cronenbergs Film dabei zunächst etwas unbeholfen daher, ist aber in Ansätzen ebenso faszinierend wie auch grandios, wie die kalte und eiserne Rationalität der Umgebung, dazu die mechanischen, rauschenden und verzerrten Klänge. Isoliert wirken die Kulissen, durchaus passend zum Protagonisten Cameron, wie sein erster Auftritt als ein Außenstehender, dadurch, dass er selbst ein Scanner ist, seiner Umwelt verdeutlicht.
Stephen Lack als Protagonist stellt dabei dennoch auch schon wieder eine Problematik dar, er spielt starr und viel zu einseitig, wenngleich er den einen durchdringenden Blick durchaus beherrscht, den er aber auch fast über die gesamte Laufzeit hält; sein Spiel ist limitiert. Dazu ist sein Charakter auch viel zu konturenlos, als, dass man ihm wirklich Sympathien abgewinnen und diesen Charakter festigen könnte. So dominiert im Gegensatz zu Lack Michael Ironside als Kontrahent, der die Gesellschaft zerstören will, die ihn geschaffen hat.



Cronenberg arbeitet in Hinsicht seiner Figuren also mit (beinahe überdeutlichen) schwarz-weiß Schemen, welche aber durch das Motiv der zwei Seiten einer Medaille (= Brüderlichkeit) durchaus einen interessanten Anstrich erhalten, auch wenn die Geschichte dahinter ebenso etwas abgeschmackt ist. An sich ist Cronenbergs Film geradlinig erzählt, die Dramaturgie dafür ist schlaff. Cronenberg bemüht sich zunächst seinen Protagonisten zur Heldenfigur zu stilisieren nach altbekannten Mustern, samt Läuterung und Lehrmeister, als wäre das hier ein kurzweiliges Heldenepos, um Macht und Weltherrschaft, mal ganz abseits von den gesprengten oder zerplatzten Köpfen. Daneben ist die Geschichte auch gepflastert von einigen, wenigen reißerischem Momente, bei denen sich Cronenberg scheinbar bei den 70er Jahren Actionfilmkonventionen bedient hat. Der Ton dient zudem der Unterstützung von gewissen Elementen, wie der Verbindung von Mensch und Mechanik (= das Computernetzwerk), wirksam wird das variiert. Die markanteste Sequenz (und damit auch der eigentliche Höhepunkt des Films) bleibt aber das Duell der beiden Widersacher als (erbarmungslose) körperliche Deformation, welche durch den Geist ausgetragen wird und schließlich in der Transzendenz von Geist auf Körper endet, ein typisch-cronberg´scher Moment - und ein Großartiger dazu.



6.0 / 10

Autor: Hoffman 

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