Mittwoch, 10. Dezember 2014

Caine, Kohle und Mini-Coopers - Klassiker der Extraklasse: The Italian Job - Charlie staubt Millionen ab (1969)




Ein Mann kurvt und düst im Intro durch die Alpenstraßen, gewandt wie ein Bond, in einem roten Lamborghini Miura, größtenteils gefilmt aus der Perspektive des Fahrers, bevor seine Fährt jäh unterbrochen wird durch eine Kollision. Auf der anderen Seite wird gerade der Sträfling und Gauner Charlie aus dem Gefängnis entlassen und schon dort wartet eine schöne Frau, die ihn abholt, bevor er dann später noch von einer weiteren, großen Schar von Frauen herzlich »begrüßt« wird. Ja, dieser Charlie ist schon ein Frauenheld und natürlich in erster Linie ein Ganove, der gleich schon sein nächstes großes Ding in Italien plant, bei dem 4 Millionen Dollar in Turin abzugreifen sind. Der Plan sieht einen Überfall auf einen Convoy, während des Verkehrschaos in Turin, vor. Peter Collinsons »Italian Job« ist ein britisches, stets stilvolles und vergnügliches Heistmovie, das ganz klassisch, aber flott und humorvoll erzählt ist, den Mustern des Genres folgt, mit einem charmanten Michael Caine in der Hauptrolle aufwartet und das in ein modisches 60er-Jahre-Zeitkolorit gekleidet ist, was sich an Look, Kleidung und einem Poster des wilden Brandos an der Wand bemerkbar macht.

Die Planung wird mit viel Leichtigkeit inszeniert, alles wird abgesprochen und getestet, natürlich muss auch erst ein Team zusammengestellt werden. Ungewöhnlich ist, dass Collinson überraschend viele Charaktere für diesen Coup zum Einsatz bringt, wobei diese Nebenfiguren auch nur rudimentär entwickelt werden, sich als Masse zusammenfassen lassen und vielleicht auch nur Mittel zum Zweck sind. Collinson legt es aber auch gar nicht erst auf Tiefe an, sondern baut lieber auf narrative Ungezwungenheit, während das Ganze von den Klängen von Quincy Jones untermalt wird. Im Vordergrund stehen hier nur Caine und Noël Coward, von dem er die Hilfe und das Geld erhält, was er benötigt. Cowards Charakter ist ein alter, reicher Gauner, der hinter Gittern sitzt und doch alles mitbekommt. Da muss nur noch trickreich gearbeitet werden, auch um Mafia und Polizei auszutricksen. Und spektakulär ist dahingehend die Ausführung des Plans, vom gewaltigen Stau und den verrückt spielenden Ampeln bis zur temporeichen Flucht mit Mini-Coopers, auf dem man unkonventionelle Wege bevorzugt (= durch Museen, nebenbei noch an einer Hochzeit vorbei, und Tunnel). Collinson zeigt durch seinem originellen Gebrauch, wozu solche Minis alles fähig sind und wohin sie überall kommen könnten. Das Endprodukt davon sorgt für Kurzweil und gibt sich augenzwinkernd gegenüber dem tiefen Abgrund mit einer weiteren, hoffentlich rettenden, Idee. 



7.0 / 10


Autor: Hoffman 

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