Mittwoch, 16. Mai 2012

Der Fluch des glänzenden Goldes - Klassiker der Extraklasse: Der Schatz der Sierra Madre



»Badges? We ain't got no badges! We don't need no badges! I don't have to show you any stinking badges« - Wie definiert sich eigentlich ein Abenteuerfilm? Man möchte meinen die Idee hinter diesem Genre habe sich heutzutage zu einen gewissen Klischee gemausert. Sofort mögen wahrscheinlich viele an große Abenteurer (gleichzusetzen mit Helden) denken, die großen Schätzen nachjagen, an hohe Menge kühner Actioneinlagen und einem gierigen Gegenspieler. Zwar mag dies spekulativ erscheinen, doch selbst insofern bestätigt sich dieses Prinzip, obwohl ich diesem keineswegs abgeneigt bin. Die Ursache dieses lässt sich natürlich schnell auf Steven Spielberg und seine Heldenfigur »Indiana Jones« zurückführen, in dem Spielberg den Abenteurer gleichsetzte mit einem waghalsigen Actionhelden. In Anbetracht dieses Bezug wird die Figur des Abenteurers wahrscheinlich zunächst auch oft vereinfacht dargestellt nach jenem Schema. Doch bereits 1948 zeigte uns doch Regieass John Huston mit seinem Werk "Der Schatz der Sierra Madre", dass nicht jeder Abenteurer ein Held sein muss, sondern insofern sogar eine soziopathische Bestie auf der Suche nach dem Reichtum und nach dem Roman von B. Traven.



Huston´s Sicht des Abenteuers ist sicherlich nicht die eines glänzenden Helden, sondern bietet insofern fast schon pessimistische Züge seinerseits. So lässt sich sein Film am besten als präzise Studie über die Gier des Menschen beschreiben, in dem auch Themenkonflikte wie Vertrauen, Verrat, Freundschaft, Misstrauen und Paranoia eine wichtige Rolle spielen und das fasziniert, da Huston auch selbst heute noch diesen Stoff zwar gemächlich, aber stets packend anlegt, obgleich für mich auch mit kleinen Längen gepflastert, und so seinen Film bis zum Schluss konsequent erzählt. Wobei er dabei keineswegs auf kleine Überraschungen und Wendungen im Plot verzichtet, um erneut die Spannung konstant am laufen zu erhalten. Dazu trägt natürlich auch die Dynamik der Charaktere bei, welche auf Grund feiner Zeichnung demnach faszinieren, wobei besonders der von Humphrey Bogart dargestellte Charakter Fred C. Dobbs konfliktreich und vielschichtig präsentiert wird. Stets zwischen Freund und Feind, kaum berechenbar und so verschwinden die Grenzen zwischen jenen und das macht diesen Charakter wahrscheinlich am interessantesten von den dreien Abenteurern, da Huston hierbei dieser Figur eine gewisse Dualität gibt. Immer weiter steigert Bogarts Figur sich in seinen Wahn nach dem Gold herein und das Misstrauen wächst. Besonders letztlich zeigen sich auch die Auswirkungen von grenzenloser Gier insofern am besten, was Huston wiederum letztlich ironisch kommentiert. Sogar Verständnis sät. Gut, dass er sich durchsetzte. Währenddessen ist unter diesen drei Glücksrittern so aber auch größtenteils auf den Charakter des undurchsichtigen Fred C. Dobbs gerichtet, mit welchen Humphrey Bogart im Raubein-Format mehr als denkwürdig bewies, dass wohlauf ein facettenreicher Akteur seiner Zeit war und nicht nur der Noir-Detektiv, großartig agiert er dabei, sodass sein Wahn förmlich spürbar sein möge (nebenher eh eine seiner Stärken, die finsteren Abgründe zu reflektieren) und das macht Bogarts Schauspiel gerade an sich so einnehmend und fasziniert, wie er sich immer weiter in sein Misstrauen hineinsteigert um seine Gier zu stillen, durch das Gold. Präzises und erstaunliches Schauspiel seinerseits. Zugleich legt Huston selbst einen fast geheimnisvollen Cameo-Auftritt hin. Aber auch Vater Walter Huston weiß absolut als erfahrener Goldjäger zu begeistern und man braucht nicht lange um ohnehin festzustellen, wie die Züge seines Charakters doch das Idealbild des Goldsuchers prägten und an sich spielt Vater Huston mit viel heiterer Freude und einem besonderen Charme, obgleich auch Tim Holt als dritter im Bunde überzeugen mag, auch wenn sich sein Charaker des Curtin weniger festigt als die von Dobbs und Howard (Huston). Keiner traut dem anderen und gerade dies führt zur Tragödie. Heutzutage ein altbekanntes Motiv und John Huston prägte dies geschickt mit Hilfe seiner clever erdachten Studie. Dazu exzellent von der Kamera festgehalten, nicht zu vergessen die fantastische Kulisse der Sierra Madre, welche wiederum alles mit sich bringt was im klassischen Sinne eine solche zu bieten haben sollte, selbst heute versprühen diese Bilder keinen Funken Staub.




Des weiteren untermalt dies der nahezu legendäre Score von Max Steiner hervorragend und stets passend, sodass er insofern ideal die Faszination des Goldes gegenüber den Abenteurern widerspiegelt, aber auch sonst stets stimmig komponiert und mit erstaunlicher Haltbarkeit verziert. Wie auch insgesamt der Film an sich. Denn so bleibt auch "Der Schatz der Sierra Madre" ein meisterhaft inszeniertes wie brillant gefilmtes Glanzstück, in Hinsicht einer Charakterstudie, in John Hustons Karriere und ein prägender Vertreter seines Genre und nicht zu unterschlagen mit exzellenten Darstellern vergoldet. So macht man hintergründige Abenteuerfilme.



8.0 / 10

Autor: Hoffman

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