Freitag, 12. Juli 2013

Ein Modedesigner macht Filme?! - Kritik: A Single Man (2009)



Da bin ich doch glatt mal überrascht über das, was Modeschöpfer Tom Ford, der ehemals auch für Gucci arbeitete, da auf die Beine gestellt hat. Da muss von vorneherein natürlich auch klar sein, dass man dann inszenatorisch das ganze Paket bekommt, von einer edlen Ausstattung, zu den äußerst feinkörnigen und adretten Bildern mit Tiefenschärfe, bis zu der gepflegten Optik. Alles gründlich durchkomponiert und dazu noch sehr detailverliebt in Szene gesetzt. Aber das war ja auch nicht anders zu erwarten, würde ich meinen. Dafür aber eben auch überraschend einfühlsam von Ford verpackt, gerade wenn er seinen Protagonisten George aus dessen Offkommentar heraus betrachtet. Einem Literaturprofessor, der den Tod seines Freundes und damit seiner Liebe verkraften muss. Ford konzentriert sich ganz und gar auf seine Hauptfigur und deren Lieben und Leiden, damit hätte man schon den gesamten Film zusammengefasst.



Sehr warm wirken da Rückblenden und Erinnerungen an die vergangenen Zeiten, während die Gegenwart dazu kühl bleibt, dazu nutzt Ford auch den Ausdruck von verschiedenen Farben um die Eindrücke seines Protagonisten wiederzugeben. Eingebettet wird die Seelenqual dann in Verzweiflung, Angst, Depression, Trauer und Melancholie, ja das ist wehmütig, aber gerade darin liegt bei Ford auch eine gewisse Schönheit, in der er schwelgt, wenn sich nicht sogar darin suhlt. Ich möchte aber nicht den Eindruck erwecken, dass »A Single Man« ein zutiefst deprimierendes Werk seie, denn das würde meiner Meinung nach die Stimmung des Films verfehlen, der eben auch auf seine Weise verträumt ist, neben dieser ganzen Trübsinnigkeit, wenn Colin Firth (Mein Gott, ich habe es schon immer gewusst: Er ist Mastroiannis Reinkarnation!) mit seinem nuancierten Spiel sich voll und ganz in die Rolle einlebt und so einen beruhigenden Blick innehat, das hat etwas sensibles an sich. Das betrifft im besonderen auf die warmherzig geschilderte Beziehung zwischen George und einem seiner Schüler, bei welchem umso deutlicher wird, inwieweit Ford doch auf seine hervorragenden Darsteller angewiesen ist, wenn man allein dieses intime Zusammenspiel zwischen Firth und Nicholas Hoult betrachtet. Hoults Charakter liegt irgendwo zwischen schüchternder Naivität und einer aufgeweckten Jugendlichkeit und dann diese strahlenden blauen Auge erst, wirklich toll.



Natürlich hat Ford dabei auch eine besondere Faszination an den Menschen (und deren Kleidung) und an den Details, wie den Augen, den Lippen oder dem Qualm einer Zigarette; eben an Mode und Stil seines Films. Er klammert sich förmlich an dieses Stilbewusstsein, da muss alles mit rein, da muss alles ästhetisiert werden und von dieser Oberfläche aus versucht Ford dann in die Tiefe seines Charakters zu dringen, auch mit der Hilfe von Rückblenden. Skurril sind dazu dann die Selbstmordversuche, wobei ich mir nicht sicher bin, ob das gewollt oder ungewollt war. Da versucht man lieber den Schmerz in der gemeinsamen Einsamkeit mit Alkohol (und Julianne Moore als Gefährtin, die leider viel zu kurz kommt) zu vergessen. Und am Ende steht die Vergänglichkeit des Lebens und irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass hier vieles zu kurz oder zu abrupt kam, auch wenn ich mich daran nur bedingt aufhängen möchte, denn ansonsten könnte ich über das gesamte Konzept im Großen und Ganzen klagen, das will ich aber nicht. Denn wenn ich so überlege, was daraus noch alles hätte werden können, ist Tom Fords Debüt doch schon unerwartet zurückhaltend für solche Verhältnisse und irgendwie empfand ich ihn so doch als recht angenehm, auch dank seiner außerordentlichen Darsteller.




6.5 / 10


Autor: Hoffman 

1 Kommentar:

  1. @hoffman: hhhhm, "A Single Man" ist so ein Film, der noch auf meiner "To Watch Liste" steht...Aber deine Kritik hat gerade wieder ein paar Vorbehalte von mir gegenüber dem Film bestätigt...Hab schon von ein paar Seiten vernommen, dass das Drehbuch nicht so dolle sein soll...
    Und daher Figurengestaltung / Erzählung der Geschichte ziemlich knapp bemessen sind...Frei nach dem Motto: wir beschränken uns auf ein Mindestmaß an künstlerischer Gestaltung, ein Phänomen, das bei einigen Blockbustern jüngerer Prägung momentan Einzug erhalten hat (siehe Prometheus von Ridley Scott...)

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