Mittwoch, 22. Januar 2014

Der Strumpfhosenheld mal ganz anders - Kritik: Robin Hood (2010)




»Sich erheben, immer und immer wieder, bis die Lämmer zu Löwen werden.« - Ich finde es ja erstmal durchaus löblich, dass Scott dem Stoff einen anderen Anstrich verpassen will und eben nicht die Spur fahren will, die bereits jeder vor ihm gefahren ist, im kunterbunten Märchengewand. Nein, bei Scott muss dieses Gewand eben ein düsteres sein (eben auch der derzeitigen Strömung in Hollywood nachempfunden mit mehr Realismus). Eben, wie Scott es gern hat, epochal aufgebacken. Da wird dann grimmig durch dunkle Wälder gestreift und große Schlachten werden gefochten, zu Lande und zu Wasser, in der mitteralterlichen Epoche. Und doch will das Ganze dann irgendwie nicht zünden, als würde der Stoff in dieser Form und Umsetzung nur Desinteresse wecken. Da fragt man sich doch glatt, ob der Robin Hood-Stoff überhaupt brauchbar für einen solch ernsten Erzählton ist oder ob er so allgemein funktionieren kann? Als Vorgeschichte erzählt ist das zumindest besser in einem solchen Ton, als wenn man das auf die folgenden Robin-Hood-Geschichten angewandt hätte. Vielleicht ist das größtenteils auch nur zu wenig stringent erzählt, besonders anfangs, wo nicht mal irgendein Konflikt vorhanden ist, der wird dann erst später errichtet. Aber so funktionieren ja die meisten Scottfilme. Zumindest hatte ich das Gefühl, dass Scotts Interpretation nicht greifbar ist, wenig bietet oder die Handlung einfach viel zu schmälig für ein solches Spektakel ist.



Da können die Bilder und die Landschaftsaufnahmen noch so prächtig sein, hier fehlt es wirklich an Tiefe und Materie. Inszenatorisches ist das ja alles routiniert von Scott inszeniert, besonders wenn es um das Schlachtengetümmel geht. Aber da fehlt einem wirklich die Neuerung, denn ansonsten wirkt das hier mehr wie die neuaufgekochte Version seiner bekannten Werke wie »Gladiator« oder »Kingdom of Heaven« und ja irgendwie empfand ich das schon als ziemlich uninspirierend. Manchmal auch absurd durch seine farblosen Bösewichten, wie Thronfolger Prinz John, der schon beachtlich überzeichnet ist in seiner Eindimensionalität als uneinsichtiger, arroganter, sturrer Tyrann, der nun auch noch höhere Steuern verlangt. So übt Scott demnach am Thema auch eine Politisierung aus, bei der natürlich wichtige Bestandteile Intrigen, Geld, Treue und Macht spielen. Und mittendrin ist dann der ehrenhafte und mutige Robin Hood, der sich für sein Königreich einsetzt und damit zum Gesetzlosen wird. Den Russell Crowe dann mit knurrigen und raubeinigen Charme mimt, auch wenn ihn das wenig zu beanspruchen scheint.



Oder liegt es vielleicht daran, dass Ridley Scott mal wieder alle die Komplexitäten des Stoffes im Director´s Cut bunkert? Wehe! Im Mittelteil kommt dann noch spröder Humor dazu, bei der schwierigen Beziehung zwischen Robin und Marian. Etwas befremdlich beim bisherigen Ton des Films, ist wohl Standard. Wenigstens ist Marian (ein bisschen steif: Cate Blanchett) dann auch mal eine toughe Frau, die selbst den Kampf nicht fürchtet. Aber bei Scott, dem alten Emanzipator, war da auch nichts anderes zu erwarten. Der Rest der Besetzung ist aber auch hübsch gewählt, mit Mark Strong (mit der bösen Narbe!), dem Trumpf von Sydow und William Hurt, der aussieht wie ein zweiter Ridley Scott in Rittermontur. Es kam mir übrigens so vor, als wechselten die Ereignisse ständig zwischen Festen und Schlachten. Bis dann weitere komische Drehbucheinfälle, von der schicksalsträchtigen Vergangenheit Robins, bis zu seiner späteren Motivation, auftraten. Bei der großen Schlacht am Schluss ist Scott dann aber mal wieder voll in seinem Element dieser Geschichte, mit Schwert und Bogen. Das sieht ja dann auch alles sehr schön aus und ist teils unterhaltsam, inszenatorisch, von der Ausstattung und von der Landschaft und Kulisse her, aber ansonsten muss ich sagen, dass das doch wenig nährstoffreich war.



5.0 / 10


Autor: Hoffman

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