Freitag, 6. Dezember 2013

Ein Film über Fantasie und Freundschaft - Kritik: Heavenly Creatures - Himmlische Kreaturen (1994)



Wer dachte Peter Jackson hätte erst mit der Verfilmung von Tolkiens Roman begonnen sich den fremden Fantasien zu widmen, der irrt. Denn bereits in »Heavenly Creatures« verarbeitet der Neuseeländer die Kongruenz und Differenz zwischen zwei Welten, was sich aber eigentlich auch bereits im gewissen Maße in »Braindead« (= von Leben und Tod) wiederfinden ließe. Zumindest das Konzept wird grundverschieden präsentiert (auch wenn sich immer wieder zweifelsfrei Tendenzen zu seinem vorherigen Werken feststellen lassen): Der Einbruch in die Idylle; Freude wechselt in Ratlosigkeit, Verzweiflung, Furcht und Angst, das Bild ist anfangs blutverschmiert. Aber nochmal ganz von vorne: Ein Mädchencollege, die 50er Jahre und die neu gefundene Freundschaft von zwei jungen Mädchen (Melanie Lnyskey und Kate Winslet), die eine schüchtern, die andere wild und doch sind beide untrennbar miteinander verbunden. Der Konflikt von Schein und Sein (= die vierte Welt) bildet das umfassende Element um diese Freundschaft.



In leuchtenden, glanzvollen und imaginierten Bildern, welche natürlich einen subjektiven Hang haben, schildert Jackson in so warmen Farben sanft seine Geschichte um das Erwachsenwerden und die Zusammengehörigkeit, mit Heiterkeit und wohl dosierten Andeutungen gegenüber dem Ende dieser kindlichen Naivität, die für die Unschuld der Protagonisten steht, auch wenn das so manches Mal darüber hinaus etwas überzogen daherkommt, aber somit besitzt Jacksons Werk genauso gut Eigenwillen in der Inszenierung. Die aktive und ausgelassene Kamera verleitet zum eintauchen, während sie über großen Landschaften streift. Die Phantasie schildert Jackson einfühlsam, wenn er sie denn schildert, was er in Teilen für mich viel zu kurz tut. Schon hier bemerkt man welche Liebe er in solche Projekte steckt, mancher möge diese Welt hier noch als zu hölzern betrachten, ich sehe sie eher als figurativ und deswegen als so liebevoll an. Das Leben dagegen ist erbarmungslos, birgt Schwierigkeiten, Probleme und Hindernisse (wie eine Trennung), auf tiefe Zuneigung trifft das Unverständnis und die Ablehnung der Erwachsenen (auch unter der Thematik der Homosexualität), Folgen sind Realitätsflucht und die Abkapselung von der Wirklichkeit, sodass bald die Mauern zwischen Realität und Einbildung verschwinden werden, die Illusion (und die Bevollmächtigung dieser; alles verwirklichen zu können) sich auf das Leben projizieren wird, wie es die grandiose Kinosequenz mit dem »dritten Mann« demonstriert. Die Zuneigung und Erregung führt zum Verlust der Realitätsnähe, in Abneigung und Hass gegen alle diejenigen, die sie entzweien wollen und zu mörderischen Gedanken...(und der Splatter musste dann damit wohl auch noch irgendwie Einzug in Jacksons Werk finden). Vielleicht bleibt dieser Film auch gerade wegen solcher Stilmerkmale so erfrischend, denn so ist Jackson dabei doch auch ein Werk von großen Emotionen gelungen.


7.0 / 10

Autor: Hoffman 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen