Montag, 11. Juni 2012

Depressive Doinels, der Film noir und harmonische Töne - Kritik: I hired a Contract Killer


Der schlummert hier schon ewig auf den Blogssphären rum, eigentlich einst zur Notration, aber ich denke um es abwechslungsreich zu halten. Lasse ich den Dingen des Lebens einfach ihren Lauf.
Und täglich grüßt der Kaurismäki bzw. es hieße korrekt: Kaurismäki zum zweiten Paukenschlag! Dieses Mal sogar mit im Gepäck: Jean-Pierre Leaud. Den Nouvelle Vague-Helden. Antoine Doinel beim pessimistisch-lakonischen Kaurismäki? Das weckt Interesse. Hierbei nicht mal ein Truffaut in Sicht, mit dem Leaud bekanntlich große Karriere machte. Insofern kann diese Zusammenarbeit zwischen Leaud und Kaurismäki als ein Comeback der gealterten Nouvelle Vague-Ikone sehen. Das macht mir Kaurismäki glatt noch sympathischer und versöhnlicher - den mochte ich ja seit dem letzten Film eh - auch wenn hierbei wohl große Unterschiede zu meinen ersten Film des Meisters (»Das Mädchen aus der Streichholzfabrik«) bestehen. Denn trotz des recht pessimistischen und leicht düsteren Titels "I hired a Contract Killer" ist Kaurismäkis Film aus dem Jahre 1990 überraschend harmonisch gestimmt.


Dabei ist die Ausgangslage (übrigens nach Jules Verne) wie der Titel wahrscheinlich andeutet recht tragisch wie finster. So zeigt Kaurismäki die ihm wahrscheinlich geliebte pessimistische Welt des einsamen Arbeiters und unauffälligen Einzelgängers. Sogar mit sozialkritischen Elementen. Die Welt der Außenseiter wird gezeigt. Zu denen gehört auch Franzose und verbitterter Verlierer Henri Boulanger. Und so trifft ihn das Schicksal hart als er entlassen wird und darauf keinen Sinn mehr in seinem Leben sieht und sich gleichauf das Leben nehmen möchte - doch eigene Versuche scheitern - mal was ganz anderes als »How wonderful life is.«. Letzte Chance: Man engagiert selbst einen Killer, der den Auftrag auf allen Wegen erledigt. Doch was machen, wenn man plötzlich bemerkt, dass es nicht berechenbar ist, wo die Liebe hinfällt?


Der Killer also auf den Versen und dabei will man nicht sterben. Das enthüllt uns doch eine gewisse fiese Ironie des Schicksals. Eigentlich für den hintersinnigen Mann schmackhafter Stoff, doch statt seinen Film auf eine depressives und bitteres Drama auszurichten. Wirds ungewöhnlich, denke ich jedenfalls. Zwar zeigt Kaurismäki immer noch im Hintergrund eine triste und pessimistische Welt, dennoch überrascht er mit einem federleichten Erzählstil und viel Charme. So keimt schnell der Gedanke auf: Das macht ja richtig Spaß mit dem heitergesinnten Kaurismäki. So umgibt die äußere Fassade des Films (typisch Kaurismäki nach) eine nüchterne und triste Stadt. Farbgebung spielt dabei eine wichtige Rolle, teils düstere, teils karge Bilder aber doch stets spürbar irgendwie mit einer fast optimistischen Atmosphäre inne. Irgendwie gewöhnungsbedürftig die Gegensätze, welche Kaurismäki in seiner trüben Welt reflektiert und irgendwie ist Kaurismäki dabei mehr als glaubwürdig. Und mittendrin ist der vorhergehend erwähnte Jean-Pierre Leaud als verbitterter, einsamer und deprimierter (deutlich betonter Franzose) Henri Boulanger, der zunächst keinen Sinn im Leben mehr sieht, doch die Liebe einer Frau verändert alles. Leaud überzeugt besonders dank präziser Gestiken und Mimiken, so gewinnt seine Figur schnell die Sympathie und vermag zu faszinieren auf tragisch-humorvolle Weise. Zudem könnte man meinen, dass hier Leaud durchaus spielerisch sein Antoine-Doinel-Image variiert, dies in jedem Falle gekonnt. Und sehr liebenswert. Neben Kaurismäkis tragisch-skurrilen Helden faszinieren auch seine anderen eigenwilligen Charakteren. Und auch hier liegt wieder die Würze in der Kürze, die einen Kaurismäki irgendwie prägt, insofern ist es natürlich meisterhaft mit welcher Vielseitigkeit er sein Werk umsetzt, dazu zählt so sein gemächlicher und feinfühliger Erzählstil als auch sein teils tragisch-komischer Humor mit einer Prise des Wortes hintersinnig-lakonisch. Der Film noir wird immer wieder aufs neue im Sinne des Stils heilig gesprochen und goldig zitiert, liebevoll und lakonisch natürlich. Dazu noch wunderbar geschliffene Dialoge, auch wenn Kaurismäki wohl nie ein Mann vieler Worte war, wie ich bisher feststellte.


An sich ist hier für mich alles recht stimmig. So wird mir der Meister selbstredend schnell sympathisch. Man beruft sich hier also auf die einfachen Dinge des Lebens und des Filmemachens. Alles in allem wird mir "I hired a contract Killer" auf jeden Fall als positiv wie auch harmonisch in Erinnerung bleiben, sogar als Hommage an den Film noir. Den Spaß hatte ich am Film, mit depressiven Doinel, auch wenn man dabei natürlich nicht Kaurismäki´s hintergründige wie tiefgründige Art vergessen sollte und seinen pessimistischen Blick der Dinge, dennoch irgendwie bei weitem eines: Inspirierend.




8.5 / 10

Autor: Hoffman

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