Freitag, 19. Juni 2015

Jacques Demy Retrospektive #9 - Kritik: La naissance du jour (1980)



Nachdem Jacques Demy die aufwendige Großproduktion von »Lady Oscar« hinter sich gebracht hatte, drehte er zurück in Frankreich diesen kleinen Film, einen Fernsehfilm (der Einzige in Demys gesamter Karriere), der auf dem autobiografischen Roman der französischen Schriftstellerin Colette basiert und beim »LaTreille Muscate« gedreht wurde, wo Colette auch den Roman zum dazugehörigen Film schrieb. Heute ist dieser Ort ein Hotel und Restaurant. Es ist in diesem Sinne ein unauffälliger, geradezu unspektakulärer Film, der zart und schlicht von Demy erzählt wird und im Jahre 1927 in der Nähe von Saint-Tropez spielt. Dabei übernimmt Demy exakt die Worte Colettes im Roman, laut seiner eigenen Aussage. Colette (Daniéle Delorme) befindet sich im Herbst ihrer Lebensjahre und hat sich für einen Sommer in ihrer abgeschiedenen Villa niedergelassen. Ein Schauplatz, auf den Demy fast ausnahmslos den gesamten Film über das Geschehen konzentrieren lässt.

Dort schreibt sie und erinnert sich an ihre verstorbene Mutter, an ihre Ehen und blickt auf ihr bisheriges Leben sowie die Liebe zurück. Dabei beschreibt sie im Off-Kommentar ihre Gedanken und Beobachtungen. Ein jüngerer Mann (Jean Sorel) taucht auf, bei dem Colette hofft mit ihm endlich das Glück zu finden, bis eine Freundin (Dominique Sanda) auf den Plan tritt, die sich ebenfalls für ihn interessiert. Es ist als wolle Demy mit diesem Film eine Auszeit nehmen, um zu erholen, denn dieser Film ist zurückgezogen von aller Hektik. Colette ist in dem Garten von ihrer Residenz umringt vom Grün, der Sonne, einer Katze, von Blumen, Sträuchern und Vogelgezwitscher wie auch von den Klängen Mendelssohns, die Demy als passende musikalische Untermalung für diesen Film verwendet. Auch lassen sich in der Nähe Strand und Meer finden. Es ist demnach also ein sacht-artiger, leiser und friedvoller Film über Liebe und Begierde in einem gemütlich-sommerlichen Ambiente, von dem man nicht viel erwarten sollte, sondern dem man sich einfach für die kurze Zeit hingeben sollte.


6.0 / 10

Autor: Hoffman 


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