Freitag, 6. April 2012

Die verrückten Eintagsfliegen - Kurzkritik: "The Crazies - Fürchte Deinen Nächsten"


Die bedächtige Häufung merkwürdiger Phänomene in der kleinen amerikanischen Vorzeigeortschaft Odgen Marsh ist ein atmosphärischer Höhepunkt in „The Crazies“. Grundlos scheinen einige Bewohner ihre pennsylvanische Gemütlichkeit zu vergessen und mutieren zu mordenden Geisteskranken, die nicht mehr wissen, was sie tun und keine Reue für ihre Taten zeigen.
Blöd nur, dass dieses Stimmungshoch schnell verpufft, weil spätestens nach 20 Minuten wird klar, dass das, was in diesem Film passiert zwar unter handwerklich recht hohem Aufwand entstand und spitze aussieht, die frischen Impulse aber komplett fehlen. Alles verliert sich im eher madigen Durchschnittskino, das Schwächen durch hektisches Wirrwarr überdecken möchte – daran aber kläglich scheitert. Der Film folgt dem Prinzip, dem so viele andere folgen: Alles muss irgendwie sterben, aber bitte höchst effektvoll.

Na klar, dadurch wird in „The Crazies“ viel gerannt – gefürchtet übrigens auch. Aber Breck Eisners bemitleidenswert schlechten Regiearbeit ist es zu verdanken, dass sich diese Intensität zwar in Bildern sehen lässt („Guck mal, da kommt einer mit der Mistgabel um die Ecke“), sich aber kein Gefühl unmittelbarer Bedrohung einstellt – zumindest beim Zuschauer. Der zu sehende Terror ist kein Terror und Horror erst recht nicht. Sowieso entfernt sich das Remake des 1970er-Originals, das unter die Anfänge des ‚Zombie‘-Regisseurs George A. Romero zählt, immer mehr vom Spannungskino und verkommt zu platter Militär-Action im Kleinstadtmilieu. Dass das nicht viel hergibt, wird schnell klar und es ist einfach einschläfernd-bekloppt, wenn die Heldencrew vor einem schwer bewaffneten Helikopter in die Waschstraße flüchtet und dort auf fieses, merkwürdig halbmutiertes Infektionsgetier trifft. Wer hätte diesen Ablauf nicht erwartet? Und mal ehrlich: Wer will das sehen? „The Crazies“ ist sinnlos. Denn selbst die dümmste charakteristische Wandlung nach dem Motto „Ich bin ein Arschloch, lass mich aber bitte noch einmal Held sein“ bleibt uns nicht erspart, nein, weshalb auch? Dann wäre dieser Film vielleicht weniger überflüssig - vielleicht sogar weniger schlecht. Solch ein risikobehaftetes Vorhaben ist natürlich gänzlich abzulehnen. Stattdessen gibt’s noch ein paar Wurschtelaktionen, die sich pausenlos wiederholen, einen lächerlich-blöden finalen Countdown in der Tankstellenkantine und 'n großen Knall am Ende. Optisch ist der übrigens eine Wucht, inszenatorisch jedoch ein mittelgroßes Desaster.

4 / 10
Autor: Iso

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