Freitag, 11. März 2016

Short Cuts: Ein Potpourri aus Horrorfilmen

Dolls (1987)


Es war einmal in einer langen Nacht: Eine Autopanne, Blitz & Donner, eine unheimliche und gestrige Villa, zwei fürchterliche Eltern und ihre Tochter, ein Mädchen, das eine Tagträumerin ist, die sich nicht vor der Dunkelheit fürchtet, sondern vor dem, was in ihr lauert. Und viele weitere Menschen (ein gutherziger Mann, der im Herzen noch ein Kind geblieben ist und zwei Punk-Girls), also (zum Großteil eher auffallend unsympathische) Karikaturen, die dort - in dieser mysteriösen Villa - Zuflucht suchen und erleben wie Spielzeuge zum Leben erwachen, wie diese harmlosen und leblosen Geschöpfe sich gegen sie wenden. Stuart Gordon, der das Genre zu verstehen scheint und dahingehend auch einige kluge Bemerkungen am Rande fallen lässt, macht daraus einen verspielt inszenierten, grotesk angefüllten und einfallsreichen Film um Imagination und Magie, der neben (oder gerade mit) seiner Verschrobenheit fast schon naiv erscheint, um im nächsten Moment blutigen Gore (bestes Beispiel: ein Teddybär mutiert zu einem blutrünstigen Ungeheuer aus den Büschen) aufzufahren. Dafür setzt Stuart Gordon gekonnt die unheilvollen Mechanismen in Gang. Gordon hat ein Gespür für das Märchenhafte, für den sanften Schauer, wenn seine Protagonisten das einladend altmodische Haus erforschen, er das Unheimliche nicht erklärt, sondern es an ihnen vorbeiziehen lässt. Denn wenn er das tut (das Unheimliche erklärt) ist das Ergebnis eher platt, aber nichtsdestotrotz irrsinnig. Viel passiert nicht in diesem kleinen Film, die Ereignisse überstürzen sich, manchmal ist Ganze reichlich trottelig, der Streit zwischen den Figuren unbeholfen, aber Gordon findet auch stimmungsvolle Momente, die behagen zwischen seinen liebenswerten (diesen, in denen der Film von einer kindlichen Freude am Schauerlichen durchzogen ist) und seinen grimmigen Augenblicken.

6.5 / 10

Insidious (2011)


James Wan steigt also jetzt auf Haunted-Houses um (oder in der Rückschau betrachtet: Hat es schon lange getan), statt um Häuser, geht es hier aber mehr um besessene Jungen und Männer. Der Einstieg in das Werk ist sogar überaus gelungen (wie auch die Außenaufnahmen der Häuser): geisterhafte Schatten und Gesichter. Wan setzt hier ganz und gar auf das Altbewährte, denn die Geschichte ist ein einziger Flickenteppich aus verschiedenen Klassikern des Genres. Die Familie bleibt uninteressant, eine überforderte Mutter und ein arbeitender Vater (und drei Kinder, von denen zwei irgendwann nicht mehr relevant sind. Wo sind die eigentlich abgeblieben?), was wohl auch daran liegt, dass Wan das Ganze überhetzt erzählt. Wan´s Grusel ist plakativ, wenn er den Klangteppich aufdreht und nervenzerrende und schauerliche Töne erzeugt und Türen erwartungsgemäß knattern lässt. Wan präsentiert den Grusel stets als Sensation und das funktioniert nur schwerlich, er will schocken, nicht gruseln. Das wirkte auf mich infantil. Er deutet an, aber führt dann nicht aus. Sein digital gedrehter Film ist karg gefärbt, wirkt verfinstert, die Kamera schwenkt dabei exzessiv herum, ebenso wird auch zu Beginn geschnitten, was unschönerweise an Paranormal Activity erinnern lässt. Es gibt aber durchaus interessante Einzelmomente: Der erste Auftritt des Mediums, das sich als Referenz an Poltergeist versteht, und die Traumschilderung. Das ist alles bierernst und ein weiteres Problem des Films ist, dass er recht schnell zu überzogen sentimentalen und melodramatischen Gesten greift, die das Ganze als Farce erscheinen lassen. Die erste Seance ist dann ein tollwütiges Schnitt- und Blitzgewitter, das irgendwie nur grotesk wirkt (wie auch das faszinierende Puppenspiel mit Wilson in der Zwischenwelt, was ich wiederum als stimmungsvoll empfand). Wenn die Monster dann aber fassbar werden, es sogar zu einem Faustkampf kommt, ist das einfach nur töricht (und lasch präsentiert) und das Freddy-Krueger-Zitat ist einfach nur dreister Quark. James Wan´s Film ist kurz gesagt ein Polterfilm, der natürlich wieder nach einer Fortsetzung lechzt (und mehrere davon bekanntlich auch schon bekommen hat).

5.5 / 10


Zombie 2 - Das letzte Kapitel (1985)




Es sind leere Städte, die Romero zu Beginn zeigt, die von Verfall und Barbarei der Zombies gezeichnet sind, nichts ist mehr wie früher. Die Welt ist entvölkert an der Oberfläche. Das treibt die Menschen in den Untergrund. Es ist eine Ausnahmesituation, die Romero konsequent in diesem letzten Teil seiner ersten Trilogie bebildert. Die Menschen sind auf engsten Raum zusammengetrieben. Es sind Menschen, die nicht miteinander harmonieren können, zu verschieden sind sie. Die bedrückende Isolation, die auf sie wirkt,  führt zu Anspannung und Verzweiflung. Es ist ein Fass, das überlaufen zu droht, das zur Resignation, zur Paranoia und zum Wahnsinn schlussendlich führt. Es ist ein Film, der von seiner Aggressivität zwischen den Figuren lebt, die sich immer weiter zuspitzt, weiter wächst. Die Menschen beginnen sich selbst zu zerfleischen. Es ist ein knallharter und düsterer Abgesang auf die Menschheit, den Romero hier geschaffen hat in grau-trostlosen Bildern. Die einzige Figur, die hier noch die Lage zu verstehen scheint, versucht eine Rettung zu erreichen, ist seine entschlossene Protagonistin, die sich nicht unterkriegen lässt, eine Einzelkämpferin und Wissenschaftlerin, während auf der anderen Seite das finstere und vulgäre Militär zu finden ist. Daneben schlägt Romero aber auch nachdenklichere Töne, denkt über das Ende und die Zukunft nach, zeigt ein heimisches Paradies, das sich die Protagonisten eingerichtet haben, um für sich die Illusion einer heilen Welt aufrecht zu erhalten, mag an der Oberfläche auch die Apokalypse toben - bevor er am Ende das Grauen, die Grausamkeit der Zombies, die alles verschlingende Masse über ihnen hereinbrechen lässt. Ebenfalls entwickelt Romero auch hier die Theorie zu seinem Zombies klug und konsequent weiter und findet mit Bub eine wirklich emotional entfaltende Zombie-Geschichte (vielleicht bewegt seine Emanzipations-Geschichte eines Zombies sogar mehr als die der Menschen). Aber halten wir uns kurz: Ein schlichtweg herrlicher Film.


8.5 / 10



Autor: Hoffman 

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