Mittwoch, 21. Mai 2014

»Sie holen dich, wenn du schläfst!« -Kritik: Body Snatchers - Angriff der Körperfresser (1993)



Die dritte (und wahrscheinlich unbekannteste) Verfilmung des Stoffes um die Körperfresser nach Jack Finney, dieses Mal von Abel Ferrara, entfernt sich insofern von seinen Vorgängern, dass man dieses Paranoiaszenario nicht mehr global anpackt, sondern es zentralisiert, in dem man es auf eine Militärbasis, welche durchaus noch sehr nah am Kleinstadtmotiv der Siegel Version ist, verlegt. Thematisch ist der Schwerpunkt dabei ein anderer oder besser gesagt wird er von Ferrara durch die Standortbestimmung erweitert: Der militärische Gehorsam und die Befehlsgewalt stehen nun der Anpassung der fremden Invasoren gegenüber, ein verschwindend geringer Rahmen zwischen den beiden Denkweisen, welche die Ausrottung des Individuums heraufbeschwören und die Formung der Einheit verlangen, wenngleich das Ferrara nur phrasenhaft abhandelt.



Die metaphorische Grundlage des Films ist damit  interessant, so präsentiert er sie aber platt in Hinsicht seiner Kritik am Faschismus, bei den stereotypischen Familienkonflikten von Vater, Tochter und dem Erwachsenwerden und der Liebesgeschichte zwischen der Tochter und einem jungen Militärpiloten. Das bildet aber auch einen weiteren reizvollen Ansatz (und Unterschied zu seinen Vorgängern), dieses Paranoiakino aus der Sicht einer Teenagerin (Gabrielle Anwar) zu erzählen, im Stile des Coming-of-Age, die auch das dazugehörige Voice-Over gibt und samt Familie zum Militärstützpunkt übersiedelt, da ihr Vater als Wissenschaftler der Umweltschutzbehörde dort ist, um Untersuchungen in diesem Gebiet anzustellen. Dort findet sie in der rebellischen Tochter des Generals (der von R. Lee Ermey gespielt wird) auch gleich die erste neue Freundin. Fix davor, wie es sich für Paranoiakino gehört, ist da auch das (erste) mysteriöse und hektische Auftauchen eines verstörten Soldaten, der als Vorbote des Unheils fungiert und später durch die Worte Forest Whitakers bestärkt wird: Ein Lager voller höchst verwirrter Menschen. Menschen, die sich vor sich selbst fürchten und vor jenen, welche die Seele verloren haben und nun mit starren Blicken auf sie schauen. Da ist es zudem eine gute Idee sich wieder auf die Wahrhaftigkeit von Kinderaugen zu berufen.



Und wenn Ferrara dann die Offensive des von ihm massentauglich aufgebackenen Stoffes anpackt, dann ist das effektiv und rasant. Der Schrei der Invasoren dagegen (den er kurzum hierüber kopiert) erreicht nicht die selbe verstörende und nachhaltige Intensität von Kaufmans Version, ist inszenatorisch viel eher harmlos geraten. Feine inszenatorische Qualitäten beweist Ferrara dafür wiederum beim zeitweilig schimmernden Spiel von Licht und Schatten. Dazu liefert Ferrara austauschbare Charaktere, was sich bei der Thematik als relativ unvorteilhaft erweist. Statt auf Tiefe setzt Ferrara eben an dieser Stelle ganz auf die Unterhaltungswerte seines Films und das klappt eigentlich ganz gut, wenn am Ende dann noch typische Sachzerstörung betrieben wird wie auch ein paar apokalyptische Sätzchen gesäuselt werden. Das ist zumindest angenehmer als bei der folgenden Hirschbiegel-Ausgabe des Stoffes.


5.0 / 10

Autor: Hoffman 

2 Kommentare:

  1. So unsinnig wie der finale Kampf in Ferraras "Body Snatchers" könnte Hirschbiegels Version nie sein.

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  2. Mag sein, dafür ist Hirschbiegels aalglatte Version aber auch ohne Ecken und Kanten, weshalb ich den Film damals auch als austauschbar empfand. Ferraras Variante hat hier und da noch einige interessante Punkte aufzuweisen (wie gesagt: Das Spiel mit Licht uns Schatten oder die Coming-of-Age-Geschichte), er mag durchaus ungereimt sein, aber ich mag durchaus dieses Pulpige an dem Film. Da hat man wenigstens etwas. Auch wenn beide Versionen (weder die von Hirschbiegel noch von Ferrara) bei weitem nicht mit ihren Vorgängern konkurrieren können.

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