Dienstag, 23. Oktober 2012

Der Kult des trügerischen Krematoriums - Kritik: Phantasm - Das Böse




»Don´t fear!« - Es ist manchmal schon ziemlich seltsam, was alles unter anderem im Horrorgenre so verkultet ist und somit auch unter Filmfans einen gewissen Ruf fristet, der ihn so berüchtigt macht oder so beliebt - je nachdem. Besonders im Millieu des Horrorfilms scheint es mir, dass man viele Filme der Vergangenheit verkultet durch damaligen überraschenden Erfolg an den Kinokasse. Das beschäftigt einen, wenn man sich eben jenen Film mit der Zeit nähert und das Böse seine Pranken entbreitet. So war das auch im ungefähren der Fall bei »Phantasm« aus dem Jahre 1979 von dem damaligen Debütanten Don Coscarelli, wobei mir bis heute nicht in den Kopf will weshalb dieser Film bundesweit beschlagnahmt ist, dies macht wahrscheinlich auch einen gewissen Teil seines berüchtigen Rufes aus, obwohl ich da bestimmte Idee und Anregungen zum Thema vorbringen könnte, auch wenn diese wenig plausibel wären.




Immerhin trumpft dabei allein die Grundidee dieses recht einfach produzierten Werkes auf, der surreale Zug wird geliefert. Kuriose Genremischung. Ein kleiner filmischer Irrgarten wird kreiert und mit vielen phantastischen Elementen angereichert, auch wenn abtrus, aber die Innovation fördert den Geist und gerade mit diesem und  viele originellen Stilmitteln hantiert Regisseur Coscarelli gekonnt. Ein seltsames Krematorium bildet dabei den Urquell des Bösen und so auch den Angelpunkt der Story. Interessant gewählt, jedenfalls würde mir kein vergleichbarer Film einfallen, der eine solchen Ort zur Erzeugung der Angst benutzte. Zunächst spielt Coscarelli dabei mit der mysteriösen Aura, die sein Werk von Beginn an umgibt und lässt (wie es die meisten Regisseure des Genres tun) erstmal Unheil streuen und ein Unwohlsein beim Zuschauer erwecken, um ihm klar zu machen, hier stimmt etwas nicht.


Bekanntes Motiv: Verdacht. Und auch wenn Corscarelli zunächst nahezu die Hälfte seiner Spielfilmzeit benötigt um seine Intention ins deutliche Licht zu rücken, so weiß man zumindest schon vorher, trotz einigem Leerlauf und einem etwas diffusen Verlauf, mit Andeutungen und diesem unwolligen Gefühl eine gewisse Faszination zu erschaffen. Seltsame Vorfälle geschehen, etwas phantastisches wird geweckt, obgleich diese von Coscarelli verwendete Elemente eher zahm bleiben, aber doch gut platziert. Das heißt er braucht durchaus seine Zeit um Schwung aufzunehmen und seine doch recht naiv gezeichneten Charaktere in ein liebevolles Gewand zu stecken, wobei man schauspieltechnisch nicht allzu viel erwarten sollte, wobei Hauptperson Joey einem Ryan O´Neal gleicht, aber irrelevant.


Meisterhaft aber der Schauplatz, das Krematorium wirkungsvoll eingesetzt. Besonders jene Momente im inneren dieses Hauses spiegeln eine unheimliche, morbide Atmosphäre wider, die gleichauf auch starke surrealistische Züge aufweist. Ja ich mag das. Auf welche Coscarelli schon früh hinarbeitet, was dem Werk doch eine famose Stimmung vermittelt und nebenher diesen unheilvollen Charme verstärkt. Obgleich das mindestens genauso den fast trashiger Beiwert prägt, was wahrscheinlich auch der Tatsache des geringen Budgets zu zuschreiben wäre und so auch die Effekte handwerklich demnach simpel getrickst wurden, aber naja das kann auch nett sein. Auch wenn »Phantasm« so seine offengelegten Schwächen mehr als nur einmal deutlich macht, sodass  dieser teils trashig anmutende Grusel irgendwie niedlich wirkt, wenn nicht sogar durch seine kindliche Naivität in gewisser Weise unfreiwillig komisch. Obgleich dies nur noch den Charme des Films verstärkt. Jedoch seine starken Momente hat er trotzdem, die sich im besonderen durch den fantastischen (im zeitlichen Kontext ziemlich Carpenter-liken) Score aufzeigen, der diesen Film wirklich durch seinen suggestiven Stil ausmacht und ihn so zusätzlich auch prägt, sodass ich ihn fast als große Stärke des Films umschreiben würde.



Anderswo enthüllt uns Coscarelli letztlich eine metaphorische Ebene, in dem er hintergründig aufzeigt, dass sein Film neben seinen genannten Zutaten sowohl auch die Probleme und Ängste der Jugend beleuchtet. So gesagt der Coming-Of-Age-Film im Horrorfilm, wie es Romero bereits vormachte und so ergibt sich daraus doch ein regelrecht tragisches Porträt eines Jugendlichen. Dessen einziger  Ausweg die Fantasie bildet, obgleich Coscarellis Intention darin mehrdeutig auszulegen ist, doch gibt gerade diese konsequente Ausführung dem Film die Hintergründigkeit  und Energie, um so in nachhaltig in Erinnerung zu bleiben. Wobei andererseits selbstredend die Grundidee schlau erdacht sein mag und der surreale Schauplatz sichtlich mit Hilfe diesem famosen Scores genutzt wird - ich erwähnte dies bereits, doch trotz altbewährter Elemente weist »Phantasm« dabei aber auch starke Defizite in der Handhabung auf, die zumindest abschließend diese faszinierende Seite des Films möglicherweise schmälern könnten. Warum man daraufhin wieder eine Unmenge an Fortsetzungen produzierte, wird mir jedoch ewig ein Rätsel bleiben, bei jener Metaphorik, naja wenn es nicht schon gelöst wäre.



6.0 / 10

 Autor: Hoffman

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