Dienstag, 3. April 2012

Kritik: Caché


Ich muss zweifelsfrei zugeben ich bin kein Freund oder gar ein Fan von Michael Haneke. Jahrelang der Hass auf ihn, wegen drei seiner bestimmten Werke. Die alles andere als zu genießen sind oder zu verstehen, ich sehe sie insofern als verlogene Machwerke an. Selbst Chance Nummer 2. jener Filme Funny Games und Funny Games U.S., wobei ich dann den dritten erstmal insofern außenvor ließ. Aber manchmal muss man sich überwinden und so schaute ich nach langen Zeiten der Anti-Sympathie auf Haneke, den mehr als beeindruckenden und präzise-hintergründig und psychologisch-faszinierenden "Das weiße Band" - besonders Bergman-Referenzen gefielen´und so gab ich dem Herrn Haneke doch noch eine weitere Chance. Man solle ja nicht nur das negative in dem Manne sehen. Als zufriedenstellend und positiv überraschend entpuppte sich auch seine "Klavierspielerin" und dann gab es da noch seinen verstecktes "Caché" aus dem Jahre 2005. Vielleicht von Anbeginn der Thematiken und Handlungen, die Haneke beleuchtet mein persönlicher Favorit in Hinsicht der Story.


Das machte ihn insofern für mich auf jeden Fall zugänglicher, denn ein großer Punkt der meiner Meinung nach stets von Bedeutung bei Haneke ist, ist das Interesse an seinen Filmen und deren Storys dahinter. Die Idee hinter "Caché" ist in jedem Fall faszinierend wie facettenreich gestaltet, dabei mit Anleihen bei anderen großen Regisseuren wie Lynch, beginnt Haneke mit der Hilfe einer einfachen Videokassette das Grauen zu verbreiten. Hört sich nach einem astreinen Thriller an. Aber anders als man denkt. Doch wie man Haneke kennen sollte, ob man das schätzt oder nicht sei jedem selbst überlassen, geht es ihn um mehr, denn hierbei führt er uns eine recht eigenwillige Schuld-und-Sühne-Geschichte vor Augen, die egoistische Seite des Menschen und die Unmöglichkeit der Bekenntnis seiner Sünden. Hintergründig beleuchtet man, auch wenn alte Elemente des Lehrers auch hierbei vertreten sind, aber weit weniger störend als man hätte annehmen können. Grundlage wie gesagt ein anonymes Video und der Einbruch in die bürgerliche Familienidylle, eine Familie die fragt, die verunsichert ist durch dieses Video. Fragen über Fragen. Die Familie fühlt sich bedroht von den jenen Videos, die Aufnahmen des eigenen Hauses zeigen. Ein Alptraum, bei dem man sich selbst fragt was dahinter steckt.


Aber darum geht es Haneke im Grunde nicht, einfach gesagt wie man es wahrscheinlich schon anderswo meinte, letztlich ist die Auflösung etwa vollkommen irrelevant oder gar »unerheblich« für den Film selbst. Lieber beleuchtet Haneke seine Charaktere führt uns ihre Hintergründe nahe und zeigt im Verlauf der Story das Anwachsen ihres Misstrauens einander gegenüber. Unheimlich einnehmend und so hält Haneke die Faszination stets am Ball. Das überraschte mich und fesselte. Dies kann aber auch teils der erstklassigen Besetzung geschuldet sein. Ich mag Daniel Auteuil wie auch Juliette Binoche, beide grandios, das Zusammenspiel spannend und besonders Auteuil weiß in seinem Part des TV-Moderators Georges still zu begeistern, sein Spiel geführt von einer gewissen Abgründigkeit, etwas Versteckes, ein hintergründiger Aspekt der sich dahinter verbirgt, beileibe geradezu unheimlich, aber faszinierend zu beobachten, er wirkt dennoch sympathisch und über seine Präsenz dabei müsste ich wohl so kaum sprechen. Binoche zudem emotional aufgeladen so präsentiert sie sich kraftvoll. Aber man wolle nun auch den sonst bösen Mann selbst loben, denn trotz meiner Anti-Sympathie gegenüber diesen Regisseur zeigt sich Haneke im Sinne der Regie stark wie auch mehr als wirkungsvoll, sein Prinzip geht auf - der Zuschauer wird erneut selbst zum Voyeur. Gar nicht so schlimm, wie sonst finde ich. Die Zugänglichkeit trotzdem geschaffen und so wird sein Kampf gegen und jenseits der Konventionen gar faszinierend aufgenommen. Auch wenn es hierbei erneut ausführliche Szenenanalysen seitens Haneke gibt. Man könnte meinen zu präzise, aber immerhin noch detailliert. Sicher ist, dass es teils irgendwie seltsam und gewöhnungsbedürftig auf einen einwirkt, aber wenn man erst einmal in Haneke´s Sog gefangen so kann man sich ihm doch kaum entziehen, so bei mir jedenfalls. Wie gesagt Haneke ist ein unkonventioneller Regisseur, den bisweilen den Kontext oder gar die Auflösung wenig konzentriert, denn hierbei geht es ihm eher um die Konflikte seiner Charaktere, die durch dieses Video ausgelöst werden, familiäre Probleme werden enthüllt. Man äußerst sich kritisch und sogar teils schockierend. Und die bedrohliche Angst wächst so wohl bei den Protagonisten wie auch bei einem selbst durch die eindringliche Beobachtung der Handlung.


So wird schnell klar dies ist ein mehr als intensives und von Haneke absichtlich kühl gehaltenes Psychodrama. In dem er seine Figuren an ihre psychischen Grenzen treibt. Hervorstechend dabei die ruhige und präzise Kamera und prägend Hanekes gemächlicher Erzählstil. Kompromisslos kreiert er somit eine verstörende wie auch bedrückende Intensität und offenbart uns abschließend einen intensiven Seelenstrip seiner Charaktere. Letztlich ist "Caché" für mich dann einer meiner wohl favorisierten Haneke-Werke, wie gesagt hier dominiert durch Thematik, Darsteller, Umsetzung und die Faszination. Ein Film der im Nachhinein vielleicht sogar noch eindringlicher nachwirkt. Ein Werk, das baldauf nach einer weiteren Beobachtung schreit, insgesamt dabei ein irgendwie beunruhigender Film.


                                              7.5 / 10

Autor: Hoffman

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