Freitag, 29. Juni 2012

In den kalten Straßen Manhattans - klassische Geheimtipps der Extraklasse: Blast of Silence - Explosion des Schweigens


 
»Du kommst aus dem Nichts. Aus den Schmerzen wurdest du geboren.« - Ich würde meinen, dass »Blast of Silence« erstmal nicht nur einen weitere Geschichte des eiskalten Engels zeigt, sondern sie auch auf innovative Weise abzeichnet. Es ist in aller erster Linie schon beachtlich, was Allen Baron hierbei mit seinem Debüt ablieferte und demnach auch höchst interessant zu betrachten. Geradezu schade, dass er nach nach »Blast of Silence« aus dem Jahre 1961 regelrecht wieder in der Versenkung oder der  Finsternis verschwand. Immerhin dieser Film bleibt uns von ihm und zeigt das Potenzial dieses mehr oder weniger gesagt Multitalents Allen Baron auf, welcher hier nicht nur als Regisseur und Drehbuchautor fungierte, sondern auch selbst auch die Hauptrolle übernahm.



Sichtlich beeindruckend wie Baron hierbei eine Referenz beim amerikanischen B-Movie der Vergangenheit sucht, wie bereits große Regisseure vor ihm wie nach ihm (z.B. Rainer Werner Fassbinder) und so ist es doch absolut faszinierend inwieweit Baron vielleicht sogar Regisseure wie Jean-Pierre Melville prägte, wenn nicht sogar inspirierte, da Melville wie bekannt sein sollte erst 1967 seine eigene Variation des »eiskalten Engels« erschuf. Vielleicht nahm Baron daher das Prinzip des Melville bereits vorweg, aber spekulativ. Selbst aber deutlich geprägt durch den Film noir und "die schwarze Serie" oder wiederum auch dem frühen Melville, welcher seinen markanten Stilmittel ja zu dieser Zeit bereits manifestierte, zeigt sich hingegen Baron selbst. Interessant auch die stilistischen Eigenheiten, die Barons Film so auszeichnen: Kühl, aber nicht zu kühl und gleichzeitig atmosphärisch so dreckig wie ein finsterer Film noir - zu dem man »Blast of Silence« des weiteren auch zählen dürfte.

 Interessant bleibt auch das Voice-Off, was neben Erläuterungen als tiefere Charakterisierung seines Hauptcharakters gesehen werde dürfte und in dieser Hinsicht das Werk fast wieder pessimistische Tendenzen annimmt als eine Reflexion der Einsamkeit und die bittere Seite des Geschäfts aufzeigt, zwar klischeehaft (ein letzter Auftrag und dann raus) jedoch effektiv und faszinierend umgesetzt, auch mit gemächlichen Tempo und einer präzisen Regie. Das Voice-Off auch als Gegenschlag zum offenen und analytischen Dialog, welchen Baron teils ausblendet um effizient, die innere Zerrissenheit seines Protagonisten widerspiegeln zu lassen und somit das Voice-Over einsetzt um dies zu überdecken und um gleichzeitig eine innere, logische Struktur des Films zu offenbaren. Dazu noch bekannte Gangsterfilm-Motive und eine gediegene Stimmung mit dunklen Anklängen.

 Interessant ist demnach auch zweifelsfrei für mich als Gedanke, dass Baron seinen Film (auch mit Hilfe des Voice-Off) in mehrere Episoden des Auftrags teilt. Auch das Spiel von Licht und Schatten wird beschaulich präsentiert und Allen Baron selbst mimt den Auftragskiller Frankie Bono im besten Stile eines späteren Delon bzw. Jeff Costello, wobei er dieses Prinzip auch hier vorweg nimmt, auch wenn er dabei deutlich kälter im Ausdruck blieb, doch auch Baron überzeugt durch Abgeklärtheit als Profi zwischen Berechnung, Kalkül und seinen eigenen Gefühlen der Befreiung aus der düsteren Einsamkeit und weiß sich doch in meiner Sicht sogar zu steigern. Im Grunde eine Charakterstudie über die Einsamkeit, in der der Ausbruch des Unvorhergesehen zu roher Gewalt führt und zur etwaigen Hilflosigkeit der eigenen Kühle. Ironisch dabei auch das eigene Schicksal mit dem seines Protagonisten, wenn auch bitter. Nicht nur bitterkalt, das Ende wie ein Trommenschlag der Finsternis.



Zwischendrin beleuchtet dabei Baron aber auch behutsam die zwischenmenschlichenk Konflikte und Beziehungen seines Charakters. Kunstvoll auch eigene Beschattungen und arrangierte Treffen der Kontaktmänner, Film noir wie er sein sollte und dazu noch das Gefühl eines eigenständigen Melvilles und dessen besonderen und düsteren Stil. Dazu noch »All that Jazz« - besser gehts kaum? Denn der Jazz swingt und untermalt hervorragend die Stimmung von Barons Werk - einzigartig wie diese spezielle Atmosphäre. Eigentlich schade, dass dies Barons einziges, größeres Werk blieb. Leider ein Einzelgänger. Nicht zuletzt eine faszinierende Mischung jeweiliger Stilmittel mit einer gewissen Kühle und Tristheit im pessimistischen Gewand. Ein Melville ohne Melville, dafür mit Baron und einer »Explosion des Schweigens« statt einem »Le Samourai«. Fast könnte man sein Werk als Suche nach der Erlösung sehen, als Erlösung aus der Isolation und Einsamkeit. Außergewöhnlich, auch auf seine Art und Weise. Ein stilvolles Goldstück in der Trübnis des vergessenen Gansterfilm und des Genres an sich.



8.0 / 10


Autor: Hoffman

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