Dienstag, 6. November 2012

Hooper just wanna have Fun - Kritik: Funhouse - Kabinett des Schreckens




»Who will dare to face the challenge of the Funhouse? Who is mad enough to enter that world of darkness?« - Tobe Hooper, ja um das nochmal und nochmal erneut zu wiederholen. Bis es jeder von uns auswendig kann. Tobe Hooper, das war dieser Zigarre rauchende Typ vom legendären »Texas Chainsaw Massacre« und dessen Fortsetzung wie auch dem entlarvenden »Poltergeist«. Der Mann, der ständig nur auf diese Filme reduziert wird, oder reduziert werden kann. Ja, der hat so verwunderlich das jetzt klingt, ja der hat auch noch mehr Filme gedreht. Größtenteils von der Oberfläche verschwunden, ja wie »Funhouse« aus dem Jahre 1981. Die Aufmachung und Grundkonstruktion erinnert nicht nur zufälligerweise an das Prinzip des »Texas Chainsaw Massacre«, sodass man unentwegt behaupten möchte, dies ist Hoopers zweiter Versuch seine eigene Geschichte zu variieren oder zu kopieren. Nicht in Texas, sondern auf dem schönen Rummel.




Die Faszination dadurch immerhin gegeben. Hooper suggeriert ihn als befremdlichen Ort der Skurrilitäten und des Unheils. Clown-Symbolik schlägt ein. Creditisch gibt es die Wucht von verschiedenen Perspektiven des seelenlos-geschminkten Satans in Farb und Form - Spooky! Bis gleichauf dann die Referenz gezückt wird - die verzückt wiederum - wenn Genreregisseur Hooper seine Kollegen würdigt, ob Freund John Carpenter und den »Behind the Eyes«-Blickwinkel eines Michael Myers in seinem prägenden »Halloween« oder den Großmeister und Definiator Hitchcock selbst. Mit Dusche, Psycho und Herrmann-Motiv. Hier bloß ungefährlicher.


Stimmig, wenngleich für den Zuschauer leicht irritierend. Naja Reminiszenz halt, wer möchte dieser schon entsagen. Zurück zur eigenen Referenz und zum Schauplatz selbst, welchen Hooper mit jeder neuen Attraktion nutzt und ihn atmosphärisch als unwirklich, gar irrationalen Ort symbolisiert. Voller Lichter und Farben. Diese Gestaltung sorgt für Interesse, doch Hooper hält sich so auch des öfteren mit Kleinigkeiten auf. Wie in seinem texanischen Massaker sind auch hier seine vier Protagonisten - recht einfach gestrickte Klischees der Jugend, ohne irgendwelche hintersinnigen Attribute, wie sie noch »Texas Chainsaw Massacre« aufwies, somit aber mit Selbstzitat. Von denen »Funhouse« nur so sprüht. Zumindest scheint Hoopers Trick gewitzt: Er nutzt die Beleuchtung des vielseitiges Rummels mit all seinen Attraktionen und Kuriositäten, um den Zuschauer emotional auf eine gemeinsame Basis mit ihnen zu bringen, die gleiche Faszination wird versucht zu suggerieren sowohl beim Zuscháuer als auch bei den Protagonisten, so wird eine Sympathie gegenüber ihnen erst möglich, im besonderen wenn Hooper Nostalgiemomente der Jugendträume mit einspinnt um dies zu verdeutlichen. Der Rummel, der Platz für Kinderträume, obgleich das jetzt naiv klingt.


Freilich verfügt Hoopers Werk über minimalisierte, skurrile Brechungen und íronische Anspielungen auf das Genre. Nebenher deutet Hooper in der sorglosen Heiterkeit das langsame Unheil an. Bis es dann aus dem Nichts geschieht. Nun, so auch nicht ganz. Die Jugend sucht die Mutprobe im gespenstischen Funhouse. Auch ein zweiter Hadlungsstrang des kleinen Bruders wird angepriesen, bleibt aber demnach überflüssig und entmachtet dabei auch zudem manch interessant wirkende Gruselsequenz. Hooper liebte schon immer Legendenbildung, die Story interessiert schließlich. Die Probe: Sexuell bedingt. Auch der Mord aus dem Affekt. Die Intensivierung des Leatherface durch ein Mysterium aka missverstandener Psychopath mit Frankensteinmaske - symbolisch zu nehmen - »Es« ist wie ein kleiner Junge, dem es nach Liebe bedarf. Der Weg? Money. Jedoch die Erfüllung der Sehnsucht scheitert und es muss erkennen, dass selbst sein Materialismus ihm nicht zur Integration verhilft. Bis zum Ausbruch der Wut, dem Mord. Irgendwie in seiner Schuld so unschuldig. Ein unbeholfenes, tragisches Geschöpf der Gesellschaft. Der Jahrmarkt demnach als weitere Reflexion einer eigenen Gesellschaft für Hooper? Einsichtig. Der Diebstahl des geliebten Besitzes, dann der Übergriff auf die Jugend und schon sucht man die Flucht im Dunkeln. Die eine Gesellschaft trifft auf die andere und es kommt zum Konflikt.




Der Knall bleibt aus - wie auch der Elan bei Hoopers Inszenierung, trotz interessanter Ansätze mag dies zweifelsfrei unspetakulär in Szene gesetzt sein. Durchaus unheimlich durch das hübsche Dekor, dennoch wird dieses größtenteils verschenkt. Wie fein hätte man mit diesem Standort doch Trugbilder kreieren können. Schein und Sein beleuchten können? Hooper bleibt damit sichtlich hinter den Erwartungen und Ansprüchen seiner Geschichte. Nur Schreie und Verwirrung plastern den Pfad der Protagonisten. Ungenutzt viele so wunderbare Stilmittel. So wird aus plumpen Grusel schleunig rabiates, aber durchschnittliches Terrorkino. Immerhin sorgt Hooper für Chancengleichheit bei seinen Protagonisten (zwei weibliche, zwei männliche) bis zur Verzweiflung ihrerseits und indes bleibt es die Frau zu emanzipieren. Ein weitere Referenz zum eigenen Schaffen. Damit mag »Funhouse« zwar ein durchaus ambitionierter Versuch von Tobe Hoper sein, doch wie auch das gehässige Kichern eines Clowns am Ende, ist dieser vielleicht nicht umsonst verstummt. Zeitweise unterhaltsam schreitet er trotzdem voran, das setzte aber die faszinierende Szenerie vorraus.




5.0 / 10

Autor: Hoffman

2 Kommentare:

  1. Ich merk schon: du und ich. Gemeinsam für den Erhalt Hoopers im kollektiven Gedächtnis der Filmwelt. :)

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    1. Passte zumindest äußerst gut, dass er gerade diesen MM ausgewählt wurde, nennt man wohl gut getimt.^^

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