Montag, 28. Mai 2012

Dunkle Sterne glitzern nicht - Klassiker der Extraklasse: Dark Star



»In the beginning, there was darkness. And the darkness was without form, and void.« - »What the hell is he talking about?« - »And in addition to the darkness there was also me. And I moved upon the face of the darkness. And I saw that I was alone. Let there be light.« - Jeder Regisseur hatte so seine kleinen Anfänge, besonders in der New-Hollywood-Periode und in kleineren Unabhängigkeitsproduktionen war wohl das anerkannteste Stilmittel, der Minimalismus. Viele große Regisseure fingen klein an, aber zeigten bereits in ihren Anfängen großes Können, ob sie diesen im Alter beibehielten wäre eine andere Frage, Spielberg wie auch viele andere. Und zu diesen zählte eben auch die heutige Horrorlegende John Carpenter, doch widmete sich Carpenter hierbei nicht etwa dem effektvollen Grusel, sondern eher seinem zweiten geliebten Genre, dem Science-Fiction, wobei da könnte man wiederum sagen, dass er den alltäglichen Horror in seinem Film abzeichnet. So zeigt aber der Meister schon viele Motive, die auch im besonderen in seinen folgenden Filmen eine vielseitige Verarbeitung finden werden, um davon doch kurz abzuweichen es ist erstaunlich wie Carpenter aus so wenig doch so viel zaubert und bei "Dark Star" aus dem Jahre 1974 grenzt dies fast wieder an ein Wunder, allein die Vorgeschichte ist interessant zu studieren.



Jedoch ist dies keinesfalls meine Intention diese in Worte zu fassen. Aber kommt Zeit, kommt Rat und in allererster Linie ist Carpenters "Dark Star" nun mal - wie so häufig in seinem Gesamtwerk - als Hommage, wie auch Parodie auf das glorreiche Science-Fiction-Genre zu verstehen. In der er seine Reflexion des Genres gleichzeitig die Konventionen und die Klischees des Fachbereichs munter wie auch einfallsreich ins wunderbare ad absurdum führt. Das fängt schon beim »Oldie, but Goldie«-Intro an und so ist es insofern zweifelsfrei absolut hinreißend wie Carpenter es schaffte mit einem Budget von gerade mal hochgeschätzten 60.000 Dollar diesen Film zu verwirklichen, das ist zunächst mal Minimalismus in Perfektion, wobei er sich gerade die Einfachheit dabei wirklich zu Nutze macht und selbstironische Züge in seinem Film aufzeichnet, wenn die Bordbedrohung auf einen luftig gefüllten, gigantischen Wasserball(?) (oder terroristischer Gummiball - ich kann das nicht direkt deuten) zurückzuführen ist und Carpenter dieses absurde in jeder Szene vollkommen auslotet. Ironisch kommentiert er die Belanglosigkeit der Handlung, welche hierbei beileibe eh irrelevant ist und so Carpenter bei seiner Reflexion der Sinnlosigkeit zwar diese auch oft präsent darbietet, aber gleichauf auch ein feines Gespür für Timing besitzt. Intelligent verbindet er diese Sinnlosigkeit nach der Sinnsuche mit alltäglichen Problemen, die er in sein kleines WG-Raumschiff transferiert und so aber auch hintergründig sich erstmals dem Motiv der Isolation widmet, was sich durch das eingeengte Raumschiff aufzeigt. Wobei es wohl eine seltsame innere Konstellation haben muss, von Außen sah es so minimalistisch aus, doch das Auge täuscht. Zudem finde ich die Effekte bei einem solchen Budget überaus gelungen - manche heutige CGI-Produktion ist dürftiger - insofern wird clever getrickst und mit den einfachsten Mitteln bewerkstelligt, große Klasse. Auch wenn das Ganze dann aus heutiger Sicht einen geradezu trashigen Charme besitzt, was die Filmerfahrung aber aus meiner Warte hervor keinesfalls schämligen sollte, sondern einen weiteren, liebevollen Aspekt am Film bietet, obgleich natürlich Carpenters Werk an sich auf viele feine Details aufbaut und daher amüsiert. Herrlich die einfallsreichen Ideen von den bärtigen, innerlich zerrissenen und irgendwie depressiven Astronauten, stets überzogen gezeichnet bis hin zum eigenständigen, rationalen und resoluten Computer, was selbstredend dabei wieder auf Kubrick und seinen Meilenstein »2001« zurückführt. Obgleich man beachten sollte, dass "Dark Star" in dieser Hinsicht wirklich von Carpenter geschickt ausgearbeitet wurde als Parodie auf Kubricks Werk. Allein die unzähligen Anspielungen bereiten Freude. Schon hier Carpenter mit Synthesizer ausgerüstet und so verzückt auch sein musikalisches Treiben. Daneben noch brillant und eigenwillige (und mit satirischer Note angereicherte) Dialoge (written by: Carpenter himself & Dan O´Bannon - der Mann, der uns Alien schenkte - zumindest das Drehbuch) und wie gesagt jeder Menge skurriler Astronauten, die gegen ihren Alltag kämpfen und deren Wege katastrophale Zufälle pflastern. Obwohl Carpenters großer Geniestreich hierbei in einer philosophierenden Bombe besteht, herrlich gemacht wie klug erdacht, das ist die Spitze der Originalität. Da wird man selbst richtig tiefsinnig. Jetzt weiß ich auch, warum Kubrick seine Bomben so liebte.



Also könnte man sehr wohl meinen, dass Carpenters "Dark Star" im  Grunde einen  minimalistischen und parodistischen Gegenentwurf zu Kubricks »2001« darstellt, in dem er zwar der eigenen Belanglosigkeit (was für mich somit variable Schwächen aufwies) verfällt, diese aber wiederum auch gekonnt selbstironisch und hintergründig miteinbringt und über Innovation muss man wohl hierbei keine weiteren Worte verlieren, ein sehr cleveres, amüsantes wie auch intelligent inszeniertes Debüt vom Meister. Und was lernt man daraus? »What a beautiful way to die - as a falling star.«



7.5 / 10

Autor: Hoffman

2 Kommentare:

  1. Dann sollte ich wohl doch mal zugreifen. Im Kölner Saturn gibts den nämlich gerade für 2 Euro. Ich hatte noch gezögert, trotz des Preises, da ich an dem Tag schon so viele DVDs zum Kaufen in der Hand hatte.

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    1. Auf jeden Fall, kleiner, feiner, meisterhafter Film, für seine VErhältnisse nahezu einmalig. Hab aber schon von diesen Spottpreisen gehört - aber immerhin hat man damit ja auch schon fast wieder das gesamte Werk mitfinanziert und abbezahlt. ;-)

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