Dienstag, 26. November 2013

Wo die Liebe hinfällt? - Kritik: Der Freund meiner Freundin (1987)




Mit Rohmer tat ich mich bisher immer etwas schwer, seine Filme mögen zwar unprätentiös und schlicht sein, aber man muss sich von seinem Stil vollkommen vereinnahmen lassen. Diese Einfachheit liegt für mich so zwischen schwierig und faszinierend. Rohmers Werke sind in ihrer Lebensnähe für den Film ungewöhnlich, da sie eigentlich kaum bis wenig filmisch sind, sondern stets sehr realitätsbezogen. So ist Rohmers Stil geprägt von Nuancen, den Nebensächlichkeiten und den kleinen Dingen des Lebens, die dabei aber doch so viel aussagen. Es ist für mich ein schmaler Grat zwischen Essenz und Banalität, aber im positiven Sinne, denn so zeichnet er doch das Leben auf seine Weise nach. Ist man sich dem also bewusst, kann man daraus natürlich schließen, dass Rohmers Filme eine ganz besondere Form von Konzentration und Ruhe verlangen. Rohmer erzählt hier im herkömmlichen Sinne nicht so etwas wie eine geradlinige Handlung, so wirkt es jedenfalls, eher entwickelt er langsam seine Charaktere, die für ihn im Vordergrund stehen, man lernt sie kennen und zu verstehen, er charakterisiert sie still und leise in Dialogen, Gesprächen und durch ihre Reaktionen und kreiert dadurch jeweils unterschiedliche Individuen, hier ist es das Quartett aus Blanche, Lea, Fabienne und Alexandre.

Rohmer berichtet unaufgeregt vom Leben, der Liebe und in diesem Fall besonders von der Freundschaft. Da kommt es zur Gefühlszerstreuung von Sorgen, Verstehen, Kommunikation und Annäherung. Verliebt sein, ist das eine Banalität, bei der man sich ziert? Eine Vorstellung, die man als Wirklichkeit wahrnahm, aber nicht mehr als eine Träumerei war und nun verblasst, wie das Interesse und so in einem die wirkliche Liebe erwacht. Liebe und Wirrungen liegen bei Rohmer in der Luft: Blanche muss sich ihrer Gefühle klar werden, verliebt in den Charmeur Alexandre, der gar nicht zu ihr passt und sich ihr gegenüber reserviert gibt. Er interessiert sich doch mehr für Lea, die aber schon mit Fabienne zusammen ist, aber diese Beziehung ist ein auf und ab von Distanz und Nähe, von gemeinsam und einsam. So hegt Fabienne auch Gefühle für Blanche, die aber sieht ihn nur als intimen Freund, mit dem sie reden kann. Außerdem würden sie Schuldgefühle gegenüber Lea plagen, es müsste ein Geheimnis bleiben. Und ja, Fabienne und Alexandre sind auch gute Freunde. Echte Gefühlsirrungen! Aber das wird sehr ruhig und unaufdringlich von Rohmer vorgetragen, so zwischen Chance und Schüchternheit oder Vertrauen und Intimität. Er spricht im Kern über Liebe und Freundschaft, das Zusammensein, die Veränderung und das Finden der Liebe, womit er auch stets die menschlichen Zwischentöne durchscheinen lässt. Und dann noch in einem solch angenehmen Ambiente von Schwimmbädern, Cafes und der Landschaft, bei der Rohmer auch seine Naturverbundenheit zeigt. Es kann doch schön sein Rohmer zu lauschen, wenn man es denn zulässt.


7.0 / 10


Autor: Hoffman 

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