Donnerstag, 8. Januar 2015

Short Cuts: The Dark Knight Rises & Interstellar

Short Cuts? Short Cuts! Short Cuts, das ist nicht nur der Titel eines Episodenfilms von Robert Altman, sondern jetzt auch der Name einer neuen Rubrik auf diesem Blog, in der ich hin und wieder mal einige meiner angesammelten Notizen zu bestimmten Filmen veröffentlichen werde. Ungefilterte Fragmente, bruchstückhafte Gedankenspiele, grobe Überreste und alles, was in diese Sparte fällt. Schlichtweg einfach alles, von dem ich denke, dass es sich noch auf irgendeine Weise verwerten lässt. Es ist nicht immer austariert (das ist es in den wenigsten Fällen), nicht bis zum Ende durchgedacht oder ausgeführt, sondern gibt einen Ausschnitt wieder und dokumentiert einfach ein paar assoziative Gedanken  zu den Filmen. Das kann mal ausführlicher werden, das kann mal kürzer werden. Nicht mehr und nicht weniger. 




The Dark Knight Rises  (2012)

Ein Film wie ein sinkendes Schiff. Ein Film, der ganz groß sein will, am Ende aber gar nichts ist, nur heiße Luft. Es ist ein pathetischer und breit ausgewälzter Abschied von Nolan, überfrachtet und geschwätzig, was den Film schwerfällig und klobig erscheinen lässt, womit Nolan es eigentlich nur schwerer und plumper macht. Ein Film, der nur hohle Phrasen spuckt, voller gesichtsloser Figuren steckt, die eigentlich nur der (zum Ende hin zunehmend doofer werdenden) Plotkonstruktion dienen, dem Twist, eine Brücke zwischen den Film schlagen. Caine wird irgendwann aus der Handlung manövriert, taucht erst am Ende wieder auf. Die Handlung zerfällt in einzelne Handlungsstränge, die ausweiten, aber nicht bereichern. Nolans Film ist bierernst, muss alles mit Geschwafen kommentieren und kommt natürlich mit Holzhammer daher, wenn es geht. Chaos und Zerstörung, was Nolan dieses Mal auf die Spitze treibt, erscheinen hier nur noch müde. Dieser Anrachismusquatsch ist eigentlich nur lächerlich. Nolan hat auf der einen Seite einen gebrochenen Batman, auf der anderen Seite Bane, den Nolan nur auf das Physische reduziert, was Nolan nicht mehr zu verstehen scheint (denn diese wird nie spürbar durch Froschperspektive und Close-Ups), denn Raum gibt er ihm keinen. Er ist austauschbar wie die Stadt selbst (letztlich ist die Gefahr nämlich nicht Bane, sondern eine Bombe), die kein spürbares Gotham mehr ist. Nolan fehlen die Ideen. Bane ist einfach nur ein (verliebter) ulkiger Bodybuilder mit Gasmaske, mehr nicht, weder bedrohlich noch gewaltig. Die Kämpfe zwischen Bane und Batman sind lasch, denn statt Konfrontation gibt es Geschwafel. Mit diesem Film ist Nolan absolut gescheitert, seltsamerweise verärgert hat der Film mich trotzdem nicht.


4.5 / 10


Interstellar (2014)

Es ist zunächst einmal festzuhalten, dass Nolans neuster Film bestens für das Kino geeignet ist, denn dort kann er sich entfalten, dort merkt man seine Einschlagskraft. Es ist Weltraumabenteuer, das prall sein will, bei dem sich Nolan der Bildergewalt verschreiben will. Wally Pfister ist hier mal nicht an der Kamera und das spürt man, das fühlt man sofort. Nolan will zeigen, was Kino im Weltall kann und dreht den Lautstärkepegel bei den Soundeffekten hoch, sehr hoch. Hans Zimmer hat daneben nun das Orgelspiel für sich entdeckt. Seine Musik mag zwar austauschbar sein, geht runter wie Öl, aber funktioniert in Verbindung mit dem Bildern, auch wenn es reine, jedoch wirkungsvolle, Protzerei ist. Eine Frage, die sich mir sofort nach dem Film stellte, war, ob es überhaupt solche Weltraumfilme überhaupt außerhalb des Kinos ihre wirkliche Kapazität ausschöpfen können? Wahrscheinlich nur schwerlich. Nolan macht aus seinem Film ein emotionales Familiendrama, was ungewöhnlich für ihn ist - aber gerade nach »Inception «eine logische Entwicklung in diese Richtung in seinem Schaffen darstellt, bei dem er fast schon gelenkt zwischen Überwältigungskino, was wirklich für mich tadellos funktionierte, und rationalistischen Erklärbärkino wechselt, das alle physikalischen und wissenschaftliche Sachverhalte genau durchexerzieren muss. Es geht Nolan aber auch um das Erforschen, den Fortschritt, den Forscherdrang, der hier stark idealisiert wird. 

Aber es gibt aber auch Punkte, die wieder verdrießlich stimmen: Es sind die üblichen Probleme des Christopher Nolan. Seine Nebenfiguren sind allesamt unbrauchbar, werden allein durch ihre Darsteller definiert (wie Hathaway oder Caine) oder sind absolut profillos (Wes Bentley & David Giasy), haben nicht mal irgendwelche Charaktereigenschaften und werden einfach mit ins Raumschiff ohne würdige Einführung geworfen und dürfen dann (wie zu erwarten) als Kanonenfutter dienen (es sagt schon viel aus, wenn der humorvollste Charakter ein beweglicher Maschinenblock ist). Der einzige Konflikt entsteht eigentlich nur zwischen Vater und Tochter, Hathaway ist meiner Meinung nach ein Anhängsel, der Rest nur Mittel zum Zweck für die Dramaturgie, die für Nolans Verhältnisse überraschend formelhaft bleibt.  Die Konstruktion ist eher lasch. Die Geschichte ist dabei leider auch eher seicht zu betrachten. Was den Film ausmacht, das sind die Momente, in denen er das Abenteuer sucht, dort funktioniert er am besten. Jedoch hatte ich hier mehr von Nolan erwartet. Die ersten beiden Hälften funktionieren dabei sogar sehr gut, können packen, die Referenzen zu Kubricks 2001 sind eher dezent anzutreffen. Im letzten Drittel da knallen bei Nolan aber scheinbar die Sicherungen durch, er bläst das Ganze groß und absurd auf. Kurz gesagt: Dieser Twist gefällt mir nicht, ist mir dann doch zu abwegig. Für mich war es ein Abbruch. Hier wird der Verweis auf Kubrick überdeutlich, jedoch wo dieser sich nur auf seine Bilder verlässt, erklärt Nolan viel zu besessen über Dialoge. Er nimmt das Geheimnis. Das ist der Fehler in diesem letzten Drittel, das zudem zu einem Kitsch tendiert, der mich eher ungläubig schmunzeln ließ. Bemerkenswert ist aber, dass Nolan im Weltraum auf Stille setzt, nicht immer alles zukleistert mit unwirklichen Toneffekten, sondern auch mal die Gewalt der Bilder zeigt, die ihn zu faszinieren scheinen. Das ist zwar im Ganzen gesehen eine Randerscheinung, dennoch fiel sie mir auf. Und der Film ist immer noch weit vor Nolans letztem Werk anzusiedeln. Immer ist er noch kurzweilig. P.S; Es ist zwar schön (und gewiss lobenswert), dass Nolan scheinbar statt einem Forschungsmagazin mal ein Gedichtsband gelesen hat, aber das ist noch lange kein Grund Dylan Thomas Gedicht »Do Not Go Gentle Into that Good Night« gefühlte 5-mal exzessiv zu zitieren. Und beim ersten Mal hatte ich mich über die Erwähnung gefreut. Danach wurde es mehr und mehr penetrant. Irgendwann muss ja auch mal gut sein.


5.5 / 10



Autor: Hoffman 

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