Freitag, 18. Dezember 2015

That's En-ter-tain-ment! - Klassiker der Extraklasse: Vorhang auf! (1953)




Vincente Minnellis Werk »The Band Wagon« ist ein fröhliches und gewitztes MGM-Musical, das ebenso selbstreferenziell wie Stanley Donen´s »Singin´in the Rain« (ebenfalls, wie dieser Film, von Betty Comden und Adolph Green geschrieben) daherkommt und von dem gealterten Startänzer Tony Hunter (selbstironisch: Fred Astaire), dessen Stern gefallen ist, erzählt. Dessen Requisiten versteigert werden, aber nicht mal 50 Cent einbringen und nicht mal mehr ein müdes Interesse wecken. Für ihn kräht kein Hahn mehr, viel eher für Ava Gardner. Tony Hunter war einmal. Doch kehrt er nun noch einmal zum Theater zurück, um eine Rolle, die für ihn geschrieben wurde, anzunehmen von einem befreundeten Autorenpaar. Das Theater hat sich aber verändert. Denn wo zum Beispiel einst ein großes Theater stand, in dem Tony spielte, steht nun ein Rummelplatz mit Würstchenbude und Spielautomaten aller Art. Vincente Minnelli inszeniert sein schillerndes und glanzvolles Musical, durch das Astaire (an seiner Seite: Cyd Charisse als Balletttänzerin und Bewunderin, die Tony für eine historische Figur hält) sich leichtfüßig bis heißblütig singt und tanzt, mit großem diebischen Vergnügen und einer übersprudelnden Lust, mit dem Hang zur Selbstironie.



Er erzählt die humorvolle Geschichte von der Entstehung einer Revue. Eine Revue, die erst als einfache Komödie, für die Musicalnummern entworfen wurde, geplant wurde. Aber durch die herrliche Figur eines exzentrischen und größenwahnsinnigen Regisseurs (Jack Buchanan), der keinen Unterschied zwischen dem Rhythmus von Shakespeares Versen und dem Rhythmus von Fred Astaires Füßen sieht, zu einer modernen Faustinterpretation (mit der man immer Geld macht!) von großer Bedeutung aufgeblasen wird, an dessen Pomp das Stück zu erticken droht. Minnelli macht aus einer eher überschaubaren Geschichte eine ausgelassene Show, eine große Nummer mit prächtigen und knalligen Bühnenbildern, die Streit, Versöhnung, Verwirrung, Überforderung, Liebe, Chaos, Rückschlag, Flop und Erfolg, Modifizierung und erneute Umwandelung mit sich bringt und gekrönt wird von einer umwerfenden und abstrakt arrangierten Bühnennummer, die sich als grelle Hommage an den Film noir versteht. Kurzum: That´s Entertainment.

7.0 / 10

Autor: Hoffman 

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