Samstag, 6. Oktober 2012

Hooper goes Crazy - Kritik: Lifeforce - Tödliche Bedrohung





»The web of destiny carries your blood and soul back to the genesis of my life form.« - Ich könnte jetzt eigentlich mit den Worten fortfahren mit denen ich beim letzten Mal schon auf Regisseur Tobe Hooper verwies. Mach ich auch. Denn es waren bekanntlich nicht nur zwei Filme auf die man hätte reduzieren dürfen - denn es waren drei. Eine Sensation. Ich würde diese Meinung zwar nicht grundlegend ändern, jedoch dabei anmerken, dass man zwar Hooper nicht darauf reduzieren sollte, da folgender Film als eines Auftragswerke der Produktionsfirma »Cannon« galt. Trotzdem bleibt »Lifecorce« aus dem Jahre 1986 ein durchaus ansehnliches Werk in Hoopers Filmographie, den Fans keineswegs missachten sollte. Natürlich unter gewissen Vorrausetzungen. Unverkennbar ist dabei zunächst, dass es hier eher in Hoopers Intention liegt einen Parodie aufs Genre zu kreieren, was sich dann später auch in seiner Fortsetzung zum »Texas Chainsaw Massacre« festigte. Man könnte somit »Lifeforce« als eine Art Fingerübung für sein zweites »TCM« sehen. Denn nur Übung macht den Meister.


 

Auch wenn sich Hooper dabei auch auf einem anderen Genre-Terrain austobt als später bei seinem grotesken »TCM 2«. Man könnte wohl »Lifeforce« auch eher als kuriose Genremischung sehen, besonders zwischen Elementen des Science-Fiction-Films und des Horrorfilms, dazu eine Prise Humor und eine Dimension zwischen Vampiren und gerüsteten Zombies - nicht zu vergessen genug Irrsinn - um dies verständlich zu machen. Das Genre wird konsequent bis hin zu deinen Anfängen ausgelotet und natürlich besonders herausstechend die eigene »Alien«-Referenz mit obskurer Note, das Drehbuch schließlich nicht ohne Grund von Dan O´Bannon, welcher bekanntermaßen auch die Vorlage zu Scotts »Alien« oder Carpenters »Dark Star« schrieb, wobei besonders wie beim letzteren auch hier die Genrepersiflage im äußersten zur Geltung kam.

Unbekannte Lebensform aus dem Weltraum. Drei Personen. Und ein Raumschiff. Der Rückweg verschlüsselt. Bei Ankunft ein Überlebender. Traumatisiert. Dann das Erwachen! Später die Aufklärung der fremden Lebensform und abschließend mit einer tödlichen Bedrohung der unbekannten Lebensform. Straßen in Flammen - der zeitweiligen Apokalypse selbstredend mit Augenzwinkern. Anfangs muss Hooper zwar noch demnach Energie absorbieren, um diese später zerstörerisch und explosiv zu entfesseln, doch spätestens dann gelingt es ihm dank des innovativen Genremix sein Ziel. Und dazu noch die musikalische Untermalung von Henri Mancini, voller Enthusiasmus und heroischen Töne! Traumhaft. Voller Pathos, Exzentrik und effektvoll vertont. Großartig!

 

Abgedreht und fantasievoll, die Story zusammengefügt, wenngleich ohne bitteren Zusammenhang - aber mit Hang zur Selbstironie und britischen Charme. Teils sogar britisch-stereotypisch. Mal ganz andere Töne im Genre. Man könnte zudem auch sagen, dass »Lifeforce« sogar die Idee des Films »Species« vorweg nahm, wenn nicht somit dessen Schreiber zu diesem überhaupt inspirierte. Hierbei mit Matilda May als tödliche Sirene und Verführung aus den weiten des All. Dabei lässt sich durchaus ein sexueller Subkontext im besten Sinne eines David Cronenbergs ziehen, zeitweise könnte man meinen Hooper referiere seinen Kollegen, insofern dessen»Shivers«. Obgleich Hooper somit aber auch selbst Bezug auf sein eigenes Schaffen und dem »Texas Chainsaw Massacre« nimmt und die dortige Emanzipierung der Frau.

Bei »Lifeforce« spielt er geschickt mit diesem Motiv, indem er es bricht, hierbei ist das wohl gemerkt fast einzige weibliche Lebewesen eine Femme Fatale, die dem schwachen und lüsternden Mann weiß Einhalt zu gebieten und sich durchzusetzten, im Grunde könnte man dies nicht nur als Metaphern der sexuellen Begierde deuten, sondern auch als Symbol der Karrierefrau, die für ihren Erfolg selbst über Leichen geht. Natürlich liegt Hoopers Interesse hier in aller erster Linie auf dem Unterhaltungsfaktor, wenngleich er teils dabei meinerseits seine Grenzen doch etwas überspannte, so behält er doch über die gesamte Laufzeit seine überzogene Art bei. Genrekonventionen gebrochen und die Absurdität angeführt, dass es ein regelrechtes Vergnügen ist dabei Zeuge dieser Ereignisse zu sein, auch wenn dadurch »Lifeforce« teils in einer Over-The-Top-Liga spielt mit seinem durchgeknallten Stil. Wie gesagt Hooper übersteigt das Niveau, füllt aber kräftig ach mit einem Schuss Überdramatisierung und einem ironischen Beigeschmack, das Werk hält stand.


 

Erstaunlich gelungen werden auch die elektrischen Effekte präsentiert - für einen Low-Budget-Film wirklich tricktechnisch gehandhabt - aber dies war schließlich noch nie Hoopers Problem aus einem geringen Budget etwas herauszuholen, auch wenn das Design teils somit aus heutiger Sicht zuversichtlich Retro wirkt, aber auch das hat seinen liebevollen Beiwert. Natürlich könnte man Hoopers Film auch gleichauf als Hommage an den klassischen Science-Fiction-Film betrachten, in dem er genüsslich das Genre parodiert wie zitiert - immer mit ungewohnt britischen Charme und Patrick Stewart in Nebenrolle. Zugegeben dafür dann doch etwas harmlos in seiner Gestaltung. An sich macht das »Lifeforce« zumindest zu einer originellen und beinahe trashigen, wenn auch gänzlich abstrusen Fingerübung von Hooper. Wie gesagt eine Fingerübung für eines seiner darauffolgenden Projekte: Das Texas Chainsaw Massacre 2.



6.5 / 10

Autor: Hoffman 

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