Mittwoch, 5. Dezember 2012

Das groteske Stylerkino eines Winding Refn - Kritik: Bronson




Jetzt folgt der mitunter schönste Zeitvertreib dieser Tage für mich, angesiedelt im modernen Kino: Den hochstilisierten Filmhipster Nicolas Winding Refn runtermachen. Das ist eine echte Freude. Denn der Nicolas hat auch vor seinem Hollywoodhit »Drive« auch Filme gedreht. Unglaublich was? Dass der da noch nicht wegen dreister Plagiatur mehrfach verhaftet wurde. Schade, aber vertrauen wir einfach der Zukunft dieses Privileg an. Die wirds richten. Aber die Plagiatur soll schließlich auch nicht der Fokus meiner Worte werden. Vielmehr ist es eine andere Erwartung, die sich mit der genaueren Betrachtung von »Bronson« aus dem Jahre 2008 erfüllte. Somit wird mir um einiges klarer, dass Refns »Drive« so gesehen zwanghaft sein absolutes Werk aus bisherigen Filmen sein sollte.

Das heißt: Man nimmt sich eigene Versatzstücke. Bedeutet also: Es kommt wie es kommen musste und wie ich es bereits vermutete. Denn im besonderen Refns neuere Werke scheinen davon geprägt zu sein Gewalt sowohl hoch zu stilisieren als auch sie im schönsten Sinne zu verherrlichen. Hier glänzt und strahlt sie sogar noch mehr! Gewalt wie eine Sinfonie! Gewalt wie die pure Kunst! Ist Gewalt nicht toll?! - scheint Refn in die Welt zu schreien. Ein fragwürdiger Kerl, wenn man mich fragt. Aber das Urteil folgt später. Dieses Mal macht der Refn es aber britisch und beruft sich auf wahre Begebenheiten, die des berüchtigen Schwerverbrechers Michael Peterson (Alias:  Charles Bronson), nimmt sich dabei natürlich auch Freiheiten in der Erzählung. Eigentlich ist Refns Stil dabei sogar recht ansprechend, im technischen Format. Die Bilder stilecht hochpoliert und ansonsten werden sogar inszenatorische Kniffe geboten und Ideenreichtum - bei letzterem spekuliere ich aber nur. Von der Umsetzung hat das durchaus was. Die Erzählung erfolgt brüchstückhaft, einzig mit dem Fokus auf den Charakter von Bronson, der auch als Erzähler fungiert. Damit bietet also Bronson für den Zuschauer die einzig mögliche Sympathiefigur. Das ist ja immer so eine Sache mit den Sympathienfiguren, wenn Schweverbrecher nun also zu Helden werden. Ja, das ist schon toll. Aber auch das Problem des Films mit der absolut glatten Darstellung des Charakters.




Und hiermit schließe ich mich nun dem Konsens (und der Vermarktung) an. Es ist unverkennbar, dass sich Refn hierbei deutlich bei Kubrick und dessen »Clockwork Orange« in Hinsicht seiner Groteske bedient. Auch die (zugegebenermaßen vortreffliche) Kamera leistet ihren Teil dazu, dahinter sitzt schließlich auch ein Verbündeter Kubricks, Larry Smith (u.a: Kameramann in »Eyes Wide Shut«). Doch im Gegensatz zu Kubrick glorifiziert Refn schließlich durchweg seinen »Helden« und seine Taten, seine Einstellung und letztlich damit auch seine Gewaltausübung. Er hinterfragt ihn nicht mal. Scheint ein weiteres größeres Problem zu sein bei Refn, was seinen Charakteren zumeist ihre ambivalenten Formen abstreitbar macht. Rein statistisch bleibt der Charakter des Bronsons ein asozialer und agressiver Gewalttätiger, den Refn ansprechend und möglichst gefällig präsentieren lässt. Eine kritische Auseinandersetzung findet demnach nicht statt. Das macht den Unterschied und lässt das obrige Urteil durchaus seine Berechtigung haben. Denn ja man kann und darf Refns Bronson als tragische Persönlichkeit deuten, jedoch verhindert dies nicht die Ansicht, dass Refn seinen Protagonisten nicht mal hinterfragt, nein er verstärkt damit nur noch die Empathie vom Zuschauer aus zu seinem Protagonisten. Da fehlte wohl die Lust. Doch zumindest bei Tom Hardy fehlt diese nicht, denn der beweist großflächige Präsenz. Agiert kraftvoll wie energisch, zeigt sich gewandt zugleich aber auch impulsiv und Achtung wahnsinnig explosiv! Kurzum: Wahrscheinlich die treibende Kraft in Refns Werk. Denn Refn selbst überstrapaziert nur. Durchaus mögen überspitzte Tendenzen zu finden sein, aber im Plenum betrachtet wirkt »Bronson« seicht in dieser Hinsicht. Eine Klassizifierung entspricht nicht den Möglichkeiten. Wie auch Kubrick arbeitet Refn dabei mit verstärkten Einsatz auf die Musik (samt klassischer wie moderner), wenngleich diese bei Refn nahezu omnipräsent scheint und auch diese nochmal in konfliktreichen Momenten die Taten glorreich anpreist und theatralisch Gefühle vermittelt. Den Synthesiersound gibts auch, natürlich ganz nach Carpenter. Ansonsten vermischt  mit seinem überladenen Stil auf der Suche des Irrsinns - hier wirkt es penetrant. Wenigstens ist er dann konsequent genug diesen Wahnwitz zu halten. Doch im Grunde beeindruckt mich das sichtlich wenig.




4.5 / 10

Autor: Hoffman

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