Donnerstag, 28. März 2013

Nicht jeder kann nur Meisterwerke drehen! - Kritik: Mortuary - Wenn die Toten auferstehen (2005)



»Das Tote kann nicht ewig leben. In der Ewigkeit mag selbst der Tod sterblich sein.« - Das war er also, der bisher zuletzt veröffentlichte Horrorfilm von Genrealtmeister Tobe Hooper aus dem Jahre 2005, »Mortuary«. Dabei ist er eigentlich gar nicht so weit emtfernt in der Ambition der Gegenüberstellung mit seinen Kollegen wie Romero (»Survival of the Dead«) oder Craven (»My Soul to take«). Es sollte bekannt sein, dass Hooper unter anderem nicht das optimalste Gesamtwerk pflegt, sodass man ihn zwar nicht auf gewisse Werke reduzieren sollte, aber doch ist es bei ihm stets ein erneutes Spiel der Qualitäten- ich kann das schließlich nicht oft genug betonen.



Rein formal versagt sein Film leider schon zunächst auf technischer Ebene, daraus profitiert Desinteresse, wenngleich handwerklich ansehnliche Züge der Kamera präsentiert werden. Jedoch leider in plumper, unästhetischer und hemmender, das heißt viel zu glatt gebügelter TV-Niveau ähnlich polierten, Optik, da tut sich die Atmosphäre schwer. Schade, da im Grunde hierbei Hooper als Stilmittel auf damaligen Minimalismus seiner Zeit zurückgreifen wollte (scheint mir), demnach verspielte  in dieser Hinsicht leider den Vorteil - vielleicht auch nur, weil dies in heutiger Zeit kaum passend erscheint. Noch viel weniger für Hoopers präsentierte Kulisse, in dem er wie viele Altmeister auf das bekannte Motiv der Kleinstadtidylle verweist - im Zuge der Industrialisierung selbstredend. Billige Legenden und Geistergeschichten werden gemunkelt, immerhin sind welche vorhanden. Dabei gefällt die Ausgangslage sogar - theoretisch, nicht von der Umsetzung - auch in Anbetracht der Selbstreferenz von Tobe Hooper. Ein fokussiertes Haus als Ort des Unheils, ein Beerdigungsinstitut - geschmückt mit Särgen und einem wundervollen Friedhof. Was könnte man dort nicht alles erschaffen?


Doch wie gesagt beraubt Hooper einen den Irrglauben des traditionellen Ursprungs der Mystik und industrialisiert, das mag stümperhaft wie aber zugleich auch unkonventionell sein. Auch wenn so Hoopers Film immer näher an das Schema einer »X-Factor: Das Unfassbare«-Folge heranrückt. Zu loben gilt es baer auch, dass doch einige Einstellungen gekonnt gelingen, zumeist wenn Hooper seine eigene Bildsprache zitiert und das Potenzial aufbringt eigene Bezüge zum Schaffen aufzubauen, herrlich die fokussierte Hauseinstellung als direkte Referenz zum »Texas Chainsaw Massacre« oder »Poltergeist«, das erfreut. An sich sind es wohl wirklich nur die vielerlei Zitate auf sein Schaffen, die Hooper signalisiert, die hierbei irgendwie faszinieren können. Ansonsten scheint das Niveau zu betrpben. Die Charakterkonstellation ist eher unglücklich gewählt, aber mit emanzipierter, alleinerziehender Mutter, dazu Dan Byrd, der schon mal für Alexandre Ajas »Hills Have Eyes« seinen jugendlichen Stereotyp üben darf als Sympathieteenie und eine nervige Göre darf als erneuter Verweis auf »Poltergeist« fungieren. Innovatives gibt es hier selten. Familiäre Probleme werden nicht mal ansatzweise angerissen, dennoch ist Hooper bemüht dies zu tun und die Klischees (welche legitim für das Genre sind) allzu bieder vorzutragen.


So scheint es die traurige Wahrheit zu sein, dass Hooper seinen Sinn wohl für spielerisches Überspitzen verloren haben muss. Dazu hämmert und deutet der Score stets aufs neue Spannung an, rein formal, gibt es da bloß nichts was diese überhaupt (neben den gegebenen Interesse des Hooper-Bonus) erzeugen könnte. So viele feine Stilmittel bleiben auf der Strecke, liegen ungenutzt rum, Hooper scheint sie aber dennoch vollkommen zu missachten. Schade, er ist wohl viel zu verkrampft auf seine Arbeit gegen die Konventionen (Baugerüst & Klärgrube schimmern im Hintergrund des Friedhofs) gestützt. Zumindest versteht er es neben so mancher feiner Einstellung doch noch groteske Ansätze aufzuzeigen, auch ein weiterer Verweis auf sein Schaffen, die spätere Parodie, seiner Zeit bestens gelungen mit »Texas Chainsaw Massacre 2« - kenntlich wird das so zeitweise durch das Carpenter-Teenager-Motiv und die schrägen Randfiguren, mit Vergangenheitsbewältigung von LSD und absurden Brüchen. Der Dialog wird zwangsweise sogar humorvoll ausgereizt (»Gemeinsam können wir bestimmt weitere Friedhofbabys verhindern!« - »Wie bitte?«).




Während dramaturgisch gegeizt wird, nicht nur in Hinsicht von Rationalität oder Grusel, überhaupt von plausibler, konsequenter Regie, die ein Ziel verfolgt. So schön der Gedanke auch war, wandelt Hooper doch zu sehr auf humoristischen Pfaden, die sich letztlich nicht ins Gesamtbild fügen wollen (Stichwort: Drogenkonsum). Später erläutert Hooper dann schlicht irgendwelche anderen Geschichten aus der Gruft und ominöse Untote (ala Romero)/ Infizierte (ja was waren das eigentlich?) bahnen sich ihren Weg. Nett ist es trotzdem, wenn diese aus ihren Särgen entsteigen. Einen Sinn sollte man dahinter aber nicht suchen, wenngleich Hooper sichtlich bemüht daran ist stets ironisch zu kontern, doch Desorientierung im Storyverlauf kann störend wirken. Immerhin bekommt der wachsame Hooper-Freund am Ende noch die unumstößliche »Texas Chainsaw Massacre 2«-Referenz des »Die Schöne und das Biest«-Motivs geliefert, wobei die fragwürdig variiert wird und die fast langweilige, abrupte, bemühte Konsequenz des Werkes zerrüttet erneut. Ich sehe es kulant: Die trügerische Kleinstadt als Groteske für Hooper? Ich würde meinen: Ganz schön versalzen.



3.5 / 10

Autor: Hoffman 

2 Kommentare:

  1. Antworten
    1. Ich sehe es kommen DJINN wird die Filmwelt nachhaltig für immer verändern und ich habe gerade zufällig den neuen Trailer zum Film entdeckt (als ich mich versichert habe, ob DJINN wirklich der Titel war^^): http://www.filmstarts.de/kritiken/190964/trailer/19298146.html
      Sieht besser als das hier aus und spricht für Hoopers Facettenreichtum bei der kulturellen Verständigung im Horrorfilm. Ein mutiger Mann. ;)

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