Mittwoch, 15. Januar 2014

Inside a Folk Musician - Kritik: Inside Llewyn Davis (2013)

 " Everything you touch turns to shit, like King Midas' idiot brother."

Nach TRUE GRIT, dem Neo-Western und großen Oscar-Verlierer 2012, widmen sich die Coen-Brüder der New Yorker Folkszene der 1960er Jahre. Besonderes Augenmerk legen sie dabei auf die Titelfigur Llewyn Davis (Oscar Isaac) : Bleich, unrasiert, heimat- und erfolglos. Eine tragische Figur, die vergeblich versucht, sich in seiner Kunst verwirklichen zu können (durch eine künstlerische Krise lief 1991 bereits John Turturro als Barton Fink, nur ist dieser schon oben angekommen und kämpft mit seiner Schreibhemmung, während Llewyn all sein Hab und Gut mich sich trägt). Er zieht durchs bitterkalte Greenwich Village, stets auf der Such nach einer Couch, auf der er zumindest die Nacht verbringen kann. Doch wird ihm das Künstlerviertel zu bunt, kommt er jederzeit bei versöhnlichen Upper East Side-Intellektuellen unter. Verlassen von seinem ehemaligen Gesangspartner. Gehasst von einer Freundin, die möglicherweise auch noch sein Kind austrägt. Mit dabei: Ein Kater, der die Tradition publikumsgefälliger Schnurrer fortsetzt, wie sie spätestens seit BREAKFAST AT TIFFANY'S en vogue sind und zugleich nicht nur Llewyns Nervengerüst ein wenig strapaziert. Nebenbei bemerkt greift der Name des Katers - Odysseus - ein wiederkehrendes Motiv der Brüder aus: Schon in O BROTHER, WHERE ART THOU? wird eingangs Homer als Inspiration genannt. Sowohl Davis als auch der Kater erleben ihre eigene Odyssee. Doch abseits davon hält sich die Zitierwut des Films in angenehmen Grenzen.

Davis selbst basiert (nicht nur namentlich) auf den wenig beachteten Dave Van Ronk (man beachte das Plattencover von Inside Dave Van Ronk), einen Wegbereiter der Musikrichtung, der jedoch nie ähnliche Beachtung wie etwa Bob Dylan erhielt und heutzutage nur Kennern ein Begriff sein dürfte. Herrlich coeneske Momente wie der auszehrende Trip nach Chigaco (zum sechsten Mal für die Coens am Start und gewohnt genial: John Goodman) sowie eine Gestalt, die direkt aus einem Film Noir stammen könnte und Davis anfangs und zum Schluss wieder zu Boden schlägt (in A SERIOUS MAN war es ein Tornado, der die Geschichte kreisförmig schließt), lassen keine Zweifel aufkommen, was für ein Film hier vorliegt. Selbst wenn es diesmal eine stark persönliche Arbeit darstellt, so ganz ohne skurille Einfälle soll sie auch nicht auskommen. Und schließlich lieben wir die Coens für eben solche, nicht wahr?


                                                                    7 / 10

Autor: DeDavid

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