Mittwoch, 23. September 2015

Ken Loach und ein Geist namens Cantona - Kritik: Looking for Eric (2009)


Ken Loach hatte schon immer eine gewisse Verbundenheit zum Fußballsport, nicht ohne Grund ist er auch Präsident eines kleineren englischen Fußballvereins und auch in seinem Film »Looking for Eric« nimmt Fußball oder ein Fußballer (sprich: Eric Cantona) eine besondere Stellung in der Geschichte (wie schon in »My Name is Joe«) ein. Es geht um den Briefträger Eric, der unglücklich mit seinem Job scheint, zuhause geplagt ist mit zwei schwierigen und widerspenstigen jugendlichen Stiefsöhnen, die von seiner zweiten Frau stammen, die ihn vor sieben Jahren verließ. Diesen Anfang, welcher einen Einblick in Erics Leben gibt, ziert eine gewisse Trostlosigkeit und Verzweiflung seitens Eric. Er ist niedergeschlagen. Eric ist aber auch ein glühender Fan von Eric Cantona. Er sieht ihn als sein Idol und fragt sich sich, was Cantona in seiner Situation tun würde? Und plötzlich steht er eines Tages vor ihm, aus Erics Imagination entsprungen und steht ihm mit Rat und Tat bei. Er will Eric ermutigen, damit er so zu neuer Energie findet.



Auch dieser Film von Ken Loach ist dabei in der Arbeiterklasse angesiedelt, zu der er sich verbunden fühlt. Loach kommentiert die Geschichte humorvoll, schildert seine Geschichte geerdet und ebenso bedachtsam in nüchtern-realistischen Bildern. Wie bei vielen Zusammenarbeiten von Loach mit Drehbuchautor Laverty steht auch hier eine Liebesgeschichte im Mittelpunkt der Geschichte: Eric verließ einst seine erste Ehefrau Lily, nun bereut Eric diesen Schritt zutiefst. Er traut sich aber nicht es ihr zu sagen. Cantona spricht ihm Mut zu und er versucht sich Lily wieder zu näheren und hofft, dass sie ihm verzeihen kann. Der Film bleibt relativ trocken, besitzt aber hier und da seine liebenswert-skurrilen Momente. Das liegt wohl auch daran, dass es Loach wieder um das Milieu an sich geht. Er schildert das Leben, das Umfeld und die Probleme, mit denen Eric konfrontiert ist. Dabei wandelt er unentschlossen zwischen Humor und Ernsthaftigkeit, insbesondere die Probleme mit dem Stiefsohn, der in kriminelle Machenschaften verstrickt ist, stellen doch einen erheblichen Bruch in der Geschichte dar. Loach findet im Ganzen also kein Zentrum. »Looking for Eric« ist ein wankelmütiges Sozialmärchen, das aber doch versöhnt und in dem Loach letztlich auch nochmal die Solidarität in der Arbeiterklasse darstellt (mit der »Operation Cantona«).


6.0 / 10

Autor: Hoffman 


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