Donnerstag, 10. Oktober 2013

Wie man Kinderfilme gebührend kritisiert - Kritik: Brücke nach Terabithia (2007)



Wir haben es hier natürlich mit einem Kinderfilm zu tun, machen wir uns nichts vor, vorher sollten wir aber nun noch geklärt haben, dass ich auch Ansprüche an solche Filme stelle. Nur weil ein Film also die Betitelung »Kinderfilm« trägt, heißt das noch lange nicht, dass ihn das in meinen Augen nicht angreifbar macht. Ansonsten wäre das schließlich nur eine unhaltbare Ausrede, um oberflächliche Filme zu produzieren! Ich gehe nun demnach hiermit noch einen Schritt weiter und rezensiere diesen Film auch noch, mein Gott! Interessant ist da ja auch zunächst, dass die Prämisse mich seltsamerweise sofort an Peter Jacksons »Heavenly Creatures« erinnerte, das soll aber nichts heißen (nur das Jackson es sowieso besser, emotionaler und erwachsener macht; das ist hier ist also wenn schon nur als Lightversion dessen zu gebrauchen), ist ja sowieso wieder alles nach einer Vorlage verfilmt worden, so eine Geschichte von einem Einzelkämpfer und einer neuen Mitschülerin, die eine unschuldige Freundschaft schließen und sich ihr eigene Fantasiewelt - im nahe gelegenen Wald - erschaffen. Für sie ist es ein magisches Königreich, ein Abenteuerland, in dem Trolle weilen und Hunde zu deren Jägern werden. Die Fantasie präsentiert sich in den effektvollen Bildern von Kameramann Chapman, sie unterstreichen die rücksichtsvolle und einfühlende Art der Erzählung, wenngleich man ebenso behaupten kann, dass das eher bieder inszeniert ist. Das also, das Malen-nach-Zahlen-Prinzip, wie man solche Filme (naiv) aufbackt, angewendet wird.


So wären hier als erstes die Klischees einer solchen »Außenseitergeschichte« anzuführen, von denen wir alle nicht genug kriegen können, außer ich in diesem Moment, wie die spottenden Klassenkameraden, die einerseits eine profillose Masse, andererseits von eins, zwei enervierende Stereotypen bevölkert sind, auch wenn sich bemüht das dann noch zu ändern. Aber das sind auch nur Nebensächlichkeiten, die nicht anders zu erwarten wären (auch hier stellt sich die Frage nach den Ansprüchen für einen solchen Film). Das ist eben altersgerecht, nett und niedlich. Wesentlich gravierender ist dagegen sowieso, dass die Probleme des Protagonisten (Josh Hutcherson), wie der Vatersohnkonflikt oder die angedeuteten finanziellen Schwierigkeiten, nur angerissen werden und dann höchstens nach altbekannten Mustern funktionieren, am schlimmsten ist in dieser Hinsicht noch die Musiklehrerin (Zooey Deschanel, die für mich von ihrer Art und ihren Liedern her mehr von einem Hippie hatte als von einer Autorität), die sich dem Schüler natürlich annimmt und versucht seine Interessen (= die Malerei) zu fördern; hier möchte ich wirklich sagen, dass ich froh bin, dass das nur äußerst oberflächlich beleuchtet wird.



Ob Glück oder Unglück eine tiefere Auseinandersetzung fehlt für mich leider gänzlich, was möglicherweise auch der relativ kurzen Laufzeit geschuldet sein könnte oder der Schwerpunktlegung. Man verleiht keine neuen Implulse und die Verarbeitung des Todes (welche durchaus noch interessant sein könnte) verfällt der Sentimentalität, mit Tränen, Wut und Stursinn und der Erkenntnis, das zu überwinden um neue Kraft zu schöpfen, sich neuen Freundschaften zu öffnen, mögen sie auch familiärer Natur sein. Vielleicht sind diese Worte von meiner Seite ungerechtfertigt, was bleibt, ist dann ein phantasiereicher Film für die Altersgruppe, der Werte von Freundschaft vermitteln will, mehr aber meiner Meinung nach auch nicht. Warum habe ich mir den gleich nochmal angesehen?




4.5 / 10

Autor: Hoffman 

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