Freitag, 9. August 2013

Bühne frei für eine schauerliche Geistershow! - Klassiker der Extraklasse: House on Haunted Hill - Das Haus auf dem Geisterhügel (1959)




»Only the ghosts in this house are glad we're here.« - Gerade in direktem Vergleich mit seinem Remake (an das ich zu diesen bitteren Zeiten mal wieder denken musste,) zeigt es sich doch wie gut man es damals eigentlich bei William Castle und seinem Original aus dem Jahre 1959 hatte und wie schön dessen Filme doch eigentlich mit Hilfe ausgeklügelter Tricks sein konnten. Der wusste nämlich: Herrenhäuser und alte Gemäuer bringen Faszination und Anspannung ins filmische Getriebe des Horrorfilms! Castle entführt gleich schon im Intro mit dem Schrei in tiefster Dunkelheit in seine Welt des Schauderns und der noch stilvollen Herrenhäuser. Betreibt ohne Halt frech Legendenbildung, mit körperlosen Köpfen, also schwebenden Häuptern und führt geschickt in Handlung und Geschehen ein. Präsentiert ohne weitere Abschweifungen seine Charaktere und ihre jeweilige attributive Einordnung.

Denn ein Millionär (lebendig: Vincent Price) lädt ein zur Schauerstunde. 5 Unbekannte (Arzt; Reporterin; eine Angestellte; Pilot und der Eigentümer) sind eingeladen. Unbekannte, die sich nicht kennen? Wo ist da der Schnittpunkt: Das Geldproblem? Die Erwartungen: Eine Nacht im »Hill House«, in dem Spuk und Geister ihr Unwesen treiben sollen. Ironisch wie Castle verzückt, mit einer Anreise im Leichenwagen. Als unheilvolles Symbol? Das Herz schlägt höher: Wir kommen zur Architektur! So macht man Herrenhäuser! Von innen und von außen! Dann dieser Score, mit Leib und Seele, dem Schauer verfällt man schnell. Das ist gespenstisch. Keiner spielt so schön und kreativ mit der Tradition des Gruselfilms wie Castle. Denn Mitternacht ist Geisterstunde!



Doch er will doch mehr oder? Vielmehr will er selbst auch mit seinen Spielereien liebäugeln wie auch diese effektvoll inszenieren, von fallenden Kronlenleuchtern bis knarrenden wie knallenden Türen, hin zu erlöschenden und flackernden Lichtern zu wandernden Bildern, abgetrennten Köpfen, handlichen Särgen und Geschichten von Erhängten und Gehängten, ein Sammelsurium des klassischen Schauderns, was Castle so delikat servieren lässt. Der Mann scheint alles in seinem Geschenkeshop zu haben. Vom Prinzip her sicherlich einfach gestrickt, aber doch (auch oder besonders heutzutage) von nicht zu unterschätzenden Wert. Charme besitzt er zu genüge und verzückt mit subtiler Spielerei. Er reduziert und fokussiert die Kulisse, stärkt dadurch den atmosphärischen Einklang. Von außen dringen einzig Blitz und Donner ins Innere. Die Protagonisten sind für eine Nacht gefangen wie Ratten im Käfig (ob freiwillig oder unfreiwillig), wenn sie diese überhaupt überleben.

Doch auch bei allen seinen Fallen, Tricks und Türen liegt Castles Interesse doch auf viel universelleren Thema. So nimmt er hierbei sogar noch wesentlich mehr vorlieb mit seinen Charakteren als gedacht und nutzt deren anfängliche Unberechenbarkeit, um den Blick des Zuschauers stets aufs neue zu trügen und in Frage zu stellen. Damit meine ich Untersuchungen, Spekulationen und Irritationen. Castle stellt den Zuschauer auf eine Ebene mit seinen Figuren, zwar an sich teils auch etwas inkonsequent, da er die Charaktere der Angestellten Nora (Carolyn Craig: Die sowieso heraussticht durch ihre hysterischen Kreischanfälle) und des Piloten sich als Erste herauskristallisieren lässt und sie somit für den Zuschauer als erstes als Sympathiefiguren taugen. Das verringert natürlich Möglichkeiten. Das sind aber nur kleine Schönheitsfehler, die zu schmerzen sind.



Denn ansonsten hatte sich Castle das ja klug ausgedacht. Weckt das Misstrauen und Vertrauen in jedem einzelnem seiner Charaktere. Lässt Rätseln beim hängenden Abschied, es folgen Twist über Twist. Während Castle falsche Fährten legt und es so seinen Charakteren erlaubt in Zwiespalt zum Zuschauer zu geraten, gerade weil er sie vorher nur seicht skizzierte und sie attributiv klassifizierte. Insofern ist Castle kaum zu halten, immer wieder aufs neue überschlagen sich die verstrickten Wendungen, führen aber am Ende zu einem Punkt zusammen. Auch wenn manche noch vorher gemeint haben dürften, dass so mancher Gruseleffekt von Castle ziemlich konstruiert und belächelbar ist, so entmachtet Castle jedwede Vorurteile gegenüber dem Effekt und dem eigenen Werk, das ist schon ziemlich gewitzt. Denn man gebe Acht: Castle arbeitete mit doppelten und dreifachen Boden. Und zudem verflüssigt Castle das Ganze auch noch mit einem Säurebad und tanzenden Skeletten, ja, letztlich war ich vergnügt von einer solch spielerischer Kurzweiligkeit.



7.0 / 10


Autor: Hoffman

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