Freitag, 29. November 2013

Und Leichen pflastern seinen Weg - Kritik: Braindead (1992)





»Deine Mutter hat meinen Hund gegesssen!« - »Noch nicht ganz.« - Wer immer dachte der gebürtige Neuseeeländer Peter Jackson hätte erst mit der Vereinigung von orakelhaften Ringen begonnen zu definieren, der liegt falsch. Kann mir aber auch nicht vorstellen, dass man das denken kann. Das wäre ja so absurd. Absurd, auch ein Begriff, der sehr gut zu Jacksons »Braindead« aus dem Jahre 1992 passt. In Anbetracht von Jacksons Schaffen ist dieser Film zugleich wahrscheinlich die logische wie auch konsequente Weiterentwicklung. Wo es damals noch Außerirdische waren, gibt es bei »Braindead« (plausiblerweise) nicht viel intellektuelles, nur massig Untotes.




Vorneweg - die Innovation zum Wort: Overtüre - serviert Jackson mit sofortiger Wirkung, flink inszeniert er die Zitate, ob Spielberg und Indiana Jones (»Schmeiß den Motor an!«) und greift (Hatte er das Remake des Klassikers vielleicht schon im Kopf?) seinen King Kong vorweg und dessen »Skulls Island«, vielleicht ist es auch einfach nur ein weiteres Zitar. Da wird der Affe wild! Schon hier wird bewusst. Bis das Blut die Leinwand passend porträtiert, driftet Jackson in die friedliche 50er Jahre Kleinstadtidylle ab. Das ist wohl eine kleine Würdigung an die Monsterfilme von Jack Arnold. Er beschränkt seinen Fokus auf ein Haus. Und schon kommt die nächste Referenz in Jacksons Film herein, dieses Mal in Form vom Master of Suspense und dessen prächtigem »Psycho«. Die Kamera ist erleuchtet. Und schon hat Jackson das Messer griffbereit, bleibt aber zurückhaltend und erweist zunächst noch andeutende Referenz. So bekommen wir einen Mutterkomplex, die herrschsüchtige Mutter und den Norman Bates Neuseelands, Lionel Cosgrove (spielfreudig-neurotisch: Timothy Balme), den auch das Trauma des ertrunkenen Vaters quält, zu sehen. Was ist das bloß für eine geschundene Melodramatik! Die schönste Dramatik, bei Jackson gibt es das aber bitte mit knalliger Ironie. So pendelt Jackson nun gleich federleicht zwischen Blut, Splatter, Gore, brachialen Anarchohumor, Ironie und Slapstick.

Eine besondere Eigenart dessen: Der kreative Gore wie auch der originell-blutig servierte Splatter. Jackson nimmt kein Blatt vor den Mund oder meint kein Effekt sei zu wenig, Bloody Bloody Neuseeland. Mittendrin gibt´s gar eine absurd anmutene Romanze, die wird natürlich Ironie kommentiert. Das ist ein Spiel mit den Klischees wie auch mit den Zitaten. Und ja auch Jackson hat sie, die Zombies. Der Affe beißt und beweist: Jackson ist modern. So läutet Jackson mit seinem bissigen Äffchen, womit man auch Parallelen zum Ebolavirus herstellen kann, vielleicht schon hier bereits früh eine neue Generation von Zombies ein, welche durch Infektion auftritt. Vordergrund stehen hier also: Der wahre Splatter, das wahre Blut und wie gesagt irgendwo auch die wahre Liebe. Da zeigt sich wieder Jacksons eigensinniger Humor.


Dies unterstreichen auch Jacksons skurril gestaltete Randfiguren, ob ein in asiatischer Kampfkunst gelehrter Pater, der im Auftrag des Herren den Untoten Einhalt gebietet - bis ihn dessen Finger nun doch richtet. Oder das Bild des gierigen Onkels, der dem Erbe nachschleicht, um es zu entfesseln. Selbst darin lässt sich ein gesellschaftskritischer Subkontext erkennen - im Stile Romeros - sodass der Materialismus und der Hang zu, Materialismus dem Menschen, durch die Unmöglichkeit der Trennung, ins Verderben stürzt und so letztlich erst Jacksons oftmals angedeutete Unheilböen die Katastrophe heraufbeschwört. Es ist altbekannt, es ist auch bei Jackson die Bestie Mensch, die den blutigen Cocktail verschuldet und die wahre Gefahr bildet, neben den stürmischen Untoten. So gibt es hier auch diee Liebe nach dem Tode, die offenherzige Begierde selbst dort zwischen Leben und Tod, von Geburt und Verscheiden, was vereint wird in einem frechen Balg, dass Tod und Kind zusammentreffen.



Das große Finale  ist dann eine große Party, Fete oder zumindest ist es ein großer Festakt. Der Tod ist erweckt. Nun heißt es allein gegen alle. Die Liebe muss sich finden. Auch eine Geschichte vom Finden und Suchen, wie herzerwärmend. Der Schall vom rotem Blut und kreativen Gore veranlasst zum Staunen. Sogar Zeit zu für Carpentezitaten hat man, samt Messer im dichten Gefecht vergibt man Referenz zum Schaffen und der Schrank ist die Zuflucht. Einfach wunderbar! Ja, ich rede von Halloween. Ein makaberes Fest der blutigen Augen. So auch wortwörtlich Pflastern Leichen den weg unseres Helden, auch mit wuchtigen Rasenmähern darf hantiert werden - wozu hat man Gartenmobiliar auch sonst? - bis zur tragischen Pointe: Dem trügerischen Familiengeheimnis. Da ist der Weg zu Rettung: Die wahre Liebe, die selbst den Tod überwindet. Es folgt die Befreiung aus der Repression, aus den Klauen der Mutter. Das Feuer lodert noch, nicht nur in den Herzen der Liebenden, sondern auch in der Seele des Zuschauers. Eine blutige Schlacht, die einen tief trift und irgendwo berührt. Ein bezaubernder Film von Peter Jackson.



8.0 / 10



Autor: Hoffman

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen