Sonntag, 13. Mai 2012

Wenn Vampire wieder bitter beißen... - Kritik: Daybreakers



In heutigen Zeiten, in Zeiten von Sodom und Gomorrha oder um dieses krytische Spiel nun aufzulösen, in Zeiten, in denen Vampire mehr als altmodische Jahrmarktsattraktion durchgehen könnten als denn überhaupt als leibhaftige Gefahr.»A Time to Love and a Time to Die «. Ja das sind Zeiten, in denen Vampire nur noch aus weit prognostizierten Teenage-Romantik-Filmen bekannt sind, umso erfreulicher müsste es in der Hinsicht doch auch sein, dass es doch noch Produktionen gibt, die sich diesem meiner Meinung nach ziemlich inflationären Trend des glitzernden Vampiren entgegen stellen. Eine Abwechslung würde ich meinen zur derzeitigen Situation der Vampire und ich hoffe doch strikt, dass jeder wissen sollte, was im Urbegriff denn ein solches Monstrum sei, weshalb die Definition (so traurig das ist) hierbei zunächst entfällt. Für anderswo. Jedenfalls, stellt "Daybreakers" doch solch einen Versuch dar aus jenem Schema auszubrechen und das beherbergt an sich erstmal ein gewisses Interesse und die Idee dahinter mag durchaus passend gewählt sein, eine gewisse Innovation ist dem Film der Brüder Michael Spierig und Peter Spierig aus dem Jahre 2009 jedenfalls nicht abzusprechen.



Und zunächst beginnt das ganze Spektakel alles in allem auch überaus stimmig. Mit dystopischen (dies wird noch mein neues Lieblingswort)  Mantel und einer stilistisch hervorragend gewählten Optik, welche über den Verlauf hin durchweg bewahrt wird. Zudem noch ein geringer Noir-Einfluss - guter Geschmack - mit düsterer Atmosphäre und klinischer Finsternis. Modern. Passt erstmal. Doch da ich so etwas wie ein moderner Pseudowahrsager bin, ist es natürlich nur eine Frage der Zeit, bis das kritische, das negative ansetzt, der Rost anfängt spürbar zu werden an der goldenen Medaille. Ja, hierbei ist es wohl das Drehbuch, das wie so oft bei mir für Missfallen sorgte. Technisch sonst nämlich glänzend abgehandelt und gefilmt. Wenn Vampire nicht glitzern, sondern brennen, lodern, in Flammen stehen. Die brennen! Das ist noch echtes Entertainment. Wenn doch nur das Drehbuch, hierbei insgesamt nicht zu unbefriedigend ausgearbeitet wäre, faszinierend-düstere Szenen wechseln im schnellen Rausch mit einfallslos-lächerlichen Sequenzen der Idiotie, sodass es besonders anfänglich beschaulich bleibt, aber doch sehr einfältig. Was meine Stimmung dann doch leicht verschmähte. Dies bewerkstelligte dann aber auch unter anderem, dass die Actionsequenzen zwar rasant und durchaus nett inszeniert waren, doch insofern auf mich auch irgendwie trübe wirkten. Immerhin Action, Dystopie und Vampire. Eigentlich ja wie gesagt eine interessante Ausgangssituation wie ich meine, auch wenn diese mir irgendwie, irgendwo und irgendwann schon bekannt erschien. Was solls. Mit Vampiren halt, immer originell drauf hauen. Und so begibt man sich in eine futuristische Welt, in der Vampire durch die Dunkelheit geleiten und auch hier gilt: Sonnenschutzfaktor vor Licht wäre angebracht. Aber naja es bleibt eh dystopisch-düster und doch die Gefahr liegt nah: 2019. Eine Vorgeschichte wird gemeißelt. Diese wird schnell vergessen. Wichtig nur folgendes: Kein Blut. Kein Mensch. Kein Überleben. Voll Old-School. Lösung: Ersatzstoff. Wer sucht? Der Forscher. Vampirforscher! Einer von ihnen, Edward. Und ja auch der brennt und glitzert nicht, zudem eine feine ironische Anspielung auf jenen Gegensatz - Gefällt. Irgendwie. Ein Idealist, der eine letzte Lösung sucht und so zurück findet zum Menschen. Er nun der Gejagte. Es wird rasant, explosiv und die Kamera wackelt teils, doch dies wird ignoriert. Immer noch wegen stylischer Bilder und doch recht angehobenen Blutarrangement. Dennoch schlicht, im Sinne der Handlung. Mir zu simpel. Die bekannten Zutaten gegeben, das Drehbuch voll von Löchern in der Ausarbeitung und der Cast? Schick. Und sogar im Trio erhältlich. Übrigens nicht im Verbrauchtmarkt. Ethan Hawke (auch mal wieder da), ist Edward. Der anfangs leicht nervös und unsicher wirkende Wissenschaftler, im Widerzuspruch zu seinem stilistisch perfekt geschneiderten Anzug. Der hat Style! Und doch wirkt Hawke zwar etwas zurückgezogen, aber doch solide, dennoch im Gegenvergleich zu seinen beiden Castpartnern verblasst er, wobei auch Willem Dafoe auch nur wirklich auf Off-Modus schalten muss, doch der wirkt dabei verdammt nochmal spürbar dominant und mit lässigen Charisma ausgestattet. He´s the King. Elvis, der Vampirjäger oder einer von denen mit der Armbrust. Und dann gebe es noch Sam. Ja, Sam Neill. Mein Freund Sam. Jener agiert wieder mit finsterem Charisma und einer Aura, die unberechenbar scheint. Allein sein Blick fasziniert. Deutet Bonuspunkte an - wie immer bei Neill. - Zwischendrin: Wieso ist der eigentlich noch nicht bei meinen Lieblingsschauspielern gelistet? - und gerade hier beherrscht besonders Neill in dieser düster-futuristischen Atmosphäre die Szenen und baut ein dämonisches Anglitz auf. Aber auch er kann abschließend nicht verhindern, dass "Daybreakers" im Verlauf seiner Geschichte viel zu weit hinter den Erwartungen (jedenfalls meinerseits zu sehen) bleibt. Wo der Anfang noch interessiert, mündet der Film der Brüder Spierigs dann in einem allzu konstruierten Mix verschiedener Genrekonzepten, zwar mit viel Action und aufgebauter Dramatik, doch dies wirkte unausgegoren meinerseits. Nicht frisch genug. Blut spritzt, doch irgendwas fehlte. Und nicht nur das, dass die Charaktere nebenher immer noch stereotypisch bleiben und allein durch die Darsteller sich wenigstens ein Hauch davon lösen können, doch Konflikte werden angerissen, ignoriert und für mich misslungen versucht niederzuschlagen und das auf dem schnellstem Wege. Insofern ist noch wenig zu holen. Und ja auch wenn die technische Umsetzung doch stimmig ist.




Das heißt anders gesagt, dass "Daybreakers" durchaus ambitioniert ist und auf seine Art, in seinen hochgeschätzten 90 Minuten doch unterhält und somit kurzweilige Unterhaltung bietet. Doch leider bleibt es dabei. So sehe ich das. Er weiß weder nachhaltig in Erinnerung zu bleiben, bis vielleicht außer der musikalischen Untermaltung, die in ihrer dramatischen Weise fast einem überladenen Epos entsprungen sein könnte, hierbei nur als Brücke dient um die angerissenen Konflike zu überdecken und zu vermindern. Jedoch bleibt vieles hinter seinem erwarteten Potenzial. Demnach sollte man ihn mit Vorsicht genießen und viel Achtung. Trotzdem die Optik ist stilistisch erstklassig und das Dystopische am Film gefällt. Und zumindest schaffen es die Brüder Spierig doch für zumindest 90 Minuten eine kleine Abwechslung zum derzeitigen Vampir-Klima zu kreieren, dies mag zwar nicht besonders einprägend sein, aber annehmbar und fast lobenswert für mich, jedenfalls für einmal in solch trüben Zeiten.



5.5 / 10

Autor: Hoffman 

Isos Meinung:

Für manch einen wohl ein reines Stegreifspiel, für mich ein mehr als interessanter gesellschaftlich-politischer Bezug, der durch brillante Farben und dem ganzen High-Tech-Future-Kram ein unwirkliches, wortwörtlich totes und verkommenes Bild skizziert. „Daybreakers“ ist ein atmosphärischer Knüller. Unbegreiflich ist mir, warum ein solch exzellenter Stoff im letzten Drittel zu einem öden, vollkommen bescheuerten Schrott verkommt, der dem Zuschauer nichts als krankhafte Perversion ins Gesicht spuckt und wohl die Testosteronüberquillung eines 13-jährigen decken soll. Um Himmels Willen. Das, was dann zu sehen ist, ist eine massentaugliche Actionsuppe mit lauwarmen Rippchen – Kontrastkäse also. Sinn und Verstand gibt’s nicht mehr, fast scheint es so, als hätte man nicht voll und ganz hinter dem mutigen Projekt gestanden, das anfangs eingeläutet und bis zum Mittelteil hervorragend umgesetzt wurde. Das ist traurig, weil sonst hier etwas kleines Großes hätte entstehen können; ein Arthouse-Vampirfilm sozusagen.
7 / 10

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