Mittwoch, 8. Januar 2014

Ein Falke als Hoffnung auf den sozialen Aufstieg - Klassiker der Extraklasse: Kes (1969)




Kes, das ist ein Falke, ein Bote der Lüfte, ein Mittler zwischen Himmel und Erde, im Aufstieg oder Abstieg, er schwebt frei und er steht für Hoffnung. In seinem Werk »Kes« schildert und beleuchtet Ken Loach die Freundschaft zwischen dem Jungen Billy und einem Falken. Eine Geschichte, welche im kargen Arbeitermilieu Englands angesiedelt ist. So steht Loachs Film ganz im Zeichen des Sozialrealismus, fast schon dokumentarisch scheint sein Spielfilm angelegt worden zu sein, er ist nah an den Menschen und ihrem Alltag, so filmte er auch an Originalschauplätzen, durch diese Alltäglichkeit stützt sich sein Werk auf eine enorme Authentizität. So beginnt es auch an einem einfachen Morgen eines Tages, an dem Billy erwacht. Weiterhin wird dieser Realismus auch durch die überzeugenden Laiendarsteller, bei welchen ein besonders markanter Punkt hier der Yorkshiredialekt ist, unterstützt. In seinem britischen Arbeiterkino schenkt Loach den kleinen Dingen des Lebens Beachtung, macht das Unbedeutende bedeutend, dem Neorealismus nicht ganz unähnlich. Diese Schlichtheit zeichnet sein Werk aus. Loach zeichnet ein monotones und tristes Bild dieses Alltages und der Stadt, so sind im Hintergrund die trübe Industrie oder das Bergwerk ersichtlich.




Wenn Billy dagegen durch die Natur streift, so wirken die Bilder sonnendurchflutet und schöpferisch, der Score untermalt das mit harmonischen, friedvollen und sanften Klängen. Die Natur ist ein Ort der Hoffnung, eine Bergruine nun der Platz, in dem Billy den Falken erstmals sieht und mit träumerischen Blick verfolgt, während er durch die Luft gleitet. Was fasziniert ihn so? Durch diese Verbindung mit dem Falken will er wohl dem Alltag entfliehen, Kes knüpft ihn im Hoffnungen und Träume. Hoffnungen für einen eigenen (sozialen) Aufstieg in der Gesellschaft und so eine Möglichkeit seine derzeitige soziale Lage zu überwinden, die Loach unter anderem durch Billys Diebstahl eines Buches über Falken verdeutlicht. In der Schule erfährt er Demütigungen von den Mitschülern oder dem Sportlehrer. Die strikten Bestrafungen dienen der Erziehung. Wenigstens den einen hilfsbereiten Lehrer enthält Loach nicht vor. Ein Fußballspiel im Sportunterricht veranschaulicht Billys Stellung zu den Anderen; er ist schmächtiger als die meisten, eher ein Außenseiter, was Loach aber äußerst diskret darstellt. Er klettert an den Stangen des Tores - er sucht die Höhe, er will nach »oben«! Seinen Bruder Jud zieht es dagegen in die Tiefe, er arbeitet im Kohlebergwerk, dreckig ist es dort. Jud stellt für Loach den deprimierten Arbeiter dar, für den Geld eine bedeutende Rolle spielt, sodass der Mangel (oder die Verschwendung, die nicht in seinem Zwecke ist) dessen ihn verzweifeln lässt, was sich in Wut und Aggression niederschlägt. Es ist ein bitteres Werk, nicht zuletzt durch den dramatischem Schluss, bei dem die Hoffnungen nun wieder begraben werden müssen.




8.0 / 10


Autor: Hoffman 

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