Samstag, 18. August 2012

Das Remake des Freddy Krueger als schamlose Deformierung des Mythos - Kritik: A Nightmare on Elm Street (2010)



»Du musst dir keine Sorgen machen. Es wird nicht mal ein kleines bisschen weh tun!« - Es gab sie ja eigentlich schon immer beim Medium Film, irgendwie: Remakes. Besonders mit der Jahrtausendwende schien der Trend wieder Einzug zu gewinnen. Wiederum auch hier mit dem spezialisierten und reizvollen Genre: Dem Horrorfilm. So mussten sie alle früher oder später dran glauben, ob Romero, Hooper, Carpenter (mit Selbstzerstörung) oder eben Wes Craven. Demnächst übrigens auch Argento. Nicht ganz unbeteiligt zeigte sich dabei - wenn würde es überraschen - der Pubertärexplodiator Michael Bay als jeweiliger Produzent einer von mir persönlich betitelten »Schreckens-Trilogie« der Horrorfilm-Klassiker. Beginnend mit dem »Texas Chainsaw Massacre« (2003) und dem inoffiziellen Nachfolger »Freitag der 13.«(2009) in Bays Chronologie. Dazwischen weit mehr oder weniger bekannte Klassiker, obgeich stets das Band zwischen ihnen bleibt. Drei der Ikonen des Genres. Leatherface (by Tobe Hooper), Jason Vorhees (by Sean S. Cummingham) und natürlich Freddy Krueger (by the great Wes Craven) geremaked. Die große Idee von Bay. Zweimal half Freund Nispel nach und entwürdigte ästhetisch die Klassiker. während mit Bays Beitrag »A Nightmare on Elm Street« aus dem Jahre 2010 er nun auf den Werbeclipregisseur (also ein Verbündeter Bays) Samuel Bayer seine Hoffnungen legte, um diese Werke der Kinogeschichte mit größtmöglichen Mitteln zu deformieren. Man darf also gratulieren.



Für mich waren vielleicht gerade die anfänglichen Minuten, die grausamsten Minuten des gesamten Films. Vielleicht weil man selbst erkennen muss, dass selbst die äußerst niedrig gestapelten Erwartungen dieser Streifen nicht einhalten mag. Es beginnt unvermittelt - cleveres Marketing durch eines mehr oder weniger bekannten Teenage-Star (Kellan Lutz), der nicht uncharismatischer hätte sein können. Ich befürchtete. Der segnet zum Glück - also das Zeitliche. Am Messer? Der Herr Krueger. Noch gibt es das Mysterium.

Schon folgt das Begräbnis. »Love lies Bleeding«. Figuren dürfen sich schmematisch herauskristallisieren. Ein Perspektivenwechsel erfolgt und nächste Protagonistin, die fokussiert wird. Eine Blondine. Mit Freund. Klischee. Doof. Die Überraschung erfolgt einzig durch einen weiteren und abschließenden Perspektivenwechsel zur absoluten Figur in Bayers Film. Eindimensional auf die prävisionäre Identifikation geschoben, dass es betrüblich ist, was aus Cravens cleverer Überspitzung von Klischees und zur Revolution des Genres, der Emanzipierung der Frau wurde. Wenngleich man auf Dialoge stürzt, welche nicht rational überhaupt für den menschlichen Organismus geeignet sein mögen, wegen Fehlen jeder Intelligenz.

Dafür mit geschlachteten Mimenpathos in der Stimme zum aufgesetzten Grusel. Das schmerzt, wenn Bayer in seiner vollendeten Ideenlosigkeit mit seiner kruden Regie die Restetonne des Genres plündert und die Abwegigkeit am Wort Timing beweist. Die Inszenierung peinigt in ihrer Konventionalität und verarbeitet die nahezu quälend-abgetragenen Klischees der Moderne als pure Idiotien der Figurenzeichnung. Unsere Helden? Geschenkt ist noch zu teuer. Wir bekommen Rooney Mara und wir bekommen Kyle Gallner als unsere Protagonisten - ich bekam also fast gar nichts, zweiterer mimt dem Depri-Boy mit Hinsicht auf Drogenkonsum und als einseitiges Merkmal seiner Akteurkünste, den »Suizid-Blick«.



Selbst eine der wenigen, schnippischen Innovationen des Films endet in der Entmystifizierung des Krueger Charakters. Noch viel mehr wird Freddy Krueger jedweder Faszination an der Figur selbst geraubt. Die Figur wird zur plumpen Schreckensfigur. Eine einfache Klassifizierung als archetypischer Bösewicht. Kein tragisches Individuum, welches den Zuschauer vor eine moralische Ambivalenz stellte. Krueger wird zum bösen Kinderschänder. Ende: Böse. Abgeschlossen. Es mag natürlich ein mehrdeutiger Entschluss der Macher sein, einerseits somit den Fans der damaligen Krueger-Reihe die Überraschung im Film zu bieten - leidlich bemüht im Dialog im Szenario der Schule - und wiederum auch einen neuen Anbeginn zu starten. Sich trotz großer Manifestierung am Original, modernen Sphären zu widmen.

Andererseits heißt es: Auch der Abschied vom großartigen Robert Englund. Nun zur Ironie des Films, es ist der neue Freddy selbst: Jackie Earley Haley. Seine Rolle des Kinderschänders eine ironische Anspielung auf seine Rolle in Todd Fields »Little Children«. Das mitunter beste Stilmittel, wenngleich auch damit der größte Fehler des Films, nicht nur weil Bayer regelrecht lustlos seinen Krueger agieren lässt. Ohne Diabolik. - Eine uninspirende und vor allem austauschbare Figur. So wie auch reizlos die damaligen faszinierenden Metaebenen von Cravens Film oftmals ziemlich holzhammerhaft inszeniert werden - zugegeben ein Vergleich hierbei ist hochgestochen meinerseits, so der Übergang zwischen Traum und Realität recht konventionell aufmacht. Zumindest die Visualisierung hat trotz konstanter Ideenlosigkeit einige teils interessante Bilder zu bieten, wenngleich diese nur von kopiert von Motiven der Filme von Clive Barker wie auch jenem Original.

Genauso ereignet diese Plattitüde an Originalität auch das zweiteilige Markenzeichen der Reihe, die Morde. Man klammert am Original. Weiß bisweilen dem nichts hinzu zu fügen. Wesentlich schlimmer noch, man beweist nicht mal Timing dafür. Atmosphärisch steuert man gen Null. Doch das Blut strahlt digital. Das ist das Wichtigste. Selbst ein Nispel bot insofern die ästhetische Seite seiner hochpolierten MTV-Empfangsbilder. Hierbei ist es nicht mal das. Es mag vielleicht an meinen elitären Auflagen eines Wes Cravens Remakes liegen, doch scheint Bayers Film eine synonymisierte Form der Konventionen zu sein. Cravens feine Details gekonnt ignoriert. Mit der Kleinstadtidylle wurde abgerechnet, Bayers Universum scheitert hingegen an der puren Berechenbarkeit wie auch an der Albernheit seiner Leitmotive. Der Schauplatz an sich wenig fokussiert. Dafür gebietet er hirnrissige Groschenpsychologie seiner Charaktere.



Töricht auch Bayers Versuch des Spannungsaufbau durch reizlose Licht -und Schattenspiele, welche nur auf Lichterflackern und dem »On«- und »Off«-Modus der Lampen ihrer Sinnwidrigkeit entfliehen könnten.Tun sie aber nicht. Ein ärgerliches Filmkonzept, das in seiner unfreilwilligen Absurdität fast schon wieder erheiternd ist, wenn auch mit schmerzlichen Missen der Größe der früheren Reihe. Das Muster bleibt oberflächlich und die Auffrischung im sonstigen humorlos. Das Finale wirkt belanglos in seiner effekthascherischen Sucht nach mehr und die Verkennung der Macher gegenüber Craven wird spätestens deutlich im finalen Logikbruch, der die Unkenntnis und das Nichtverstehen von diesen erneut aufzeigt. Das Desaster dann komplettiert von einem stumpf eingesetzten letzten Twist des Spiegelmotivs. Der Spießroutenlauf des prävisionären Horrorfilms - der Moderne. Es wird oft gesagt, so meine auch ich dies des öfteren, doch zu diesem Zeitpunkt festigt sich der schlichte, zugleich fehlerhafte Gedanke - nie war ein Remake unnötiger und austauschbarer in seiner Strategie. Wäre da nicht die ironische Brechung, die trotz aller Deformierung irgendwie gefällt und die plagiierte Visualisierung. Wäre dies die perfektionistische Banalisierung eines großen Films. Eines Wes Cravens halt.



2.0 / 10


Autor: Hoffman 

1 Kommentar:

  1. der film versagt...auf der ganzen linie. ein horrorfilm wird psychologisiert, demontiert und deformiert. dagegen ist der film ansich völlig frei von psychologischen spielereien, als würde man sagen, ohhh...das ist aber nicht nett, irgendwie falsch, man könnte es auch so sehen...ist es aber nicht. gerade die albträume sind miserabel umgesetzt. die stimmung kommt nicht auf, und irgendwann wünscht man sich robert zurück...der so herrlich böse und phantasievoll sein konnte. leute...bitte nicht falsch verstehen...aber der fehler liegt einfach darin, dass es heute modern geworden ist zu erzählen, und das zu lange, warum das böse eben böse geworden ist. ich feue mich schon auf das remake von evil dead...das wird bestimmt ne lustige therapiesitzung, und das remake von suspiria sollte bitte auch weitere erklärungen weglassen. das böse braucht nicht vieler worte, und die wahrheit, sollte teilweise immer noch verborgen bleiben...damit man zweifen und sich gruseln kann ;-)

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