Freitag, 10. Januar 2014

Dresens Film-im-Film - Kritik: Whisky mit Wodka (2009)



Dresens Film-im-Film schwelgt in seiner typischen Alltäglichkeit, da beginnt er mit einem Tag beim Dreh und einem Henry Hübchen als alternder Womanizer Otto Kullberg (mit schwarzer Sonnenbrille, die dieses Image noch untermauern soll) und Star am Set, der sich dorthin bewegt, wo gefilmt wird. Auf den ersten Blick wirkt das dezent, aber liebenswert. Sichtlich will Dresen wieder nah bei an seinen Figuren sein, er werkelt mit Schein und Sein, das aber auf einer menschlichen Ebene. »Tango zu dritt«, so heißt der Film, der gedreht werden will und (scheinbar) eine Dreiecksgeschichte in den 20er Jahren erzählt, was dieser Film erzählt, ist aber belanglos, was Dresen erzählt, das handelt von Lebenslügen, Chancen, Sehnsüchten, dem Älterwerden, von einem betrunkenen Star namens Otto, der nicht rückfällig werden darf, und von außen zwar strahlen mag, aber innerlich doch ein einsamer Mensch ist, einer Zweitbesetzung, die einen Konkurrenzkampf zwischen Otto und seinem jüngeren Mitstreiter entfacht, sodass dieser für ihn als Motivation dient, der ihn antreibt besser zu sein und mehr Action zu verlangen, dann einem verunsicherten Regisseur, der sich der Anpassung beugen muss und sich selbst verkauft, Probleme mit der Finanzierung hat, sodass die künstlerische Ideen sich dem fügen müssen (»Du kannst für 2,50 nicht die Bibel verfilmen!«).

Dabei bietet Dresen thematisch nun wenig innovatives und torkelt etwas unentschlossen zwischen Melancholie und mal mehr, mal weniger pointierten Humor, aber er hat diese Ruhe inne, er ist leise und unaufdringlich und bietet nebenbei mit Rügen noch sowohl ein schönes Set als auch eine ansprechende Kulisse, die genau zu diesem teils melancholischen, teils auch leichtfüßigen Film passt, das ist es, was Dresens Film (wie immer) so sympathisch wirken lässt. Zudem werden dann noch sowohl Mastroianni als auch Rilke zitiert. Jedoch führt diese Unausgewogenheit in der Erzählung, welche sich besonders in der zweiten Hälfte bemerkbar macht, auch zur teils fehlenden Tiefe und dem  fehlendem Biss, was die Thematik betrifft, an dem Existenzielles zu bleiben. Darüberhinaus werden die Nebenfiguren, welchen Dresen eigentlich Platz einräumen wollte beim Motiv einer gemeinsamen Filmcrew, bei der dennoch jeder für sich (in seinem Wohnwagen) allein lebt, eher im besten Sinne bemüht abgehandelt, wahrlich nebensächlich. Dresen versucht hier und da auf sie und ihre Konflikte aufmerksam zu machen, dabei bleiben die meisten von ihnen kaum sichtbar, damit meine ich auch, dass Dresen keinen Zugang zu seinen Nebenfiguren schafft und sie demnach für das Ganze irrelevant erscheinen lässt, auch wenn ich den Gedanken von Dresen dahinter nachvollziehen kann. Es bleibt ein Film für Henry Hübchen, der seine Rolle aber auch mit Bravour und groben Charme meistert. Treffend über dieses Werk kann man letztlich also urteilen, wie es im Film selbst heißt: Nett, aber wiederum nicht sehr nett (und ich ergänze), aber immer noch nett genug.


6.0 / 10

Autor: Hoffman 

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