Donnerstag, 21. Juni 2012

Da steckt doch der Wurm drin oder alles Gute kommt von Unten - Kritik: Tremors - Im Land der Raktenwürmer




 
»They're under the ground. They're under the ground!« - Ich finde es doch durchaus beachtenswert inwieweit sich "Tremors" von Ron Underwood aus dem Jahre 1990 zu einer regelrechten VHS-Videokassetten-Legende entwickelt hat unter den Creature-Filmen wie auch Freunden des spezialisierten Genres, welches ich bei "Tremors" aber in Frage stellen würde. An sich ist es eh ein Konflikt unter dessen Aspekten man genau forschen müsste, um ein präzises Abbild davon zu erzeugen, ob nun "Tremors" als Trash oder einfach nur als prototypisiertes Exemplar eines Unterhaltungsfilm zu deuten wäre. Als cleveres Rundumpaket als Hommage an die Monsterfilme der 50er bis 60er sowohl auch als Hommage an deren größte Regisseure wie Jack Arnold und Roger Corman, was ich nebenher gesagt äußerst löblich finde, würde ich diese Betitelung eher unterlassen, denn so funktioniert er immer noch am besten: Als schmackhafte Ode an die längst vergessenen Zeiten des Creature-Kinos.




Schön zu sehen, dass es Underwood versteht alte Genrekonventionen neu aufblühen zu lassen und sie gleichauf im besten Maße liebevoll zu referieren wie auch dadurch zu huldigen. Eigentlich von den Mechanismen des Aufbaus gar nicht so entfernt von dem Prinzip des frühen Spielbergs und dessen Ausübung von einem gewissen Minimalismus in diesen, auch wenn "Tremors" dadurch auf den ersten Blick ungewohnt staubig wirkt, was sich aber an sich als positives Attribut einfügen würde, da besonders insofern der nostalgische Wert von Underwoods Film stetig steigt und rein vom Charme her unwiderstehlich ist, irgendwie auf seine Art. Die ich nebenbei gesagt sogar als äußerst effektiv bezeichnen würde in seiner Tradition des Creature-Films. Souverän auch Underwoods geschwindes Erzähltempo (mit gekonnter Einführung) und gewisser Kurzweil in der Inszenierung und dem gewissen Maße an ironisch-humoristischen Einlagen. Was die Story an sich fast unerheblich machen würde, wäre sie an sich nicht schon so herzlich und ideenreich verpackt worden wäre. Löblich ist dabei im besonderen auch, dass es Underwood dabei glücklicherweise belässt und keine ausschweifenden Erklärungen sucht, die Vorkommen der »Würmer« im besonderen zu erklären oder gar in einen Kontext zu setzten, um so eigentlich die logische Ineffizienz seines Films aufzudecken können und so vielleicht sein Film erhebliche Logikbrüche im Nachhinein davon tragen würde - wie gesagt vorteilhaft. Was somit aber auch "Tremors" auf eine absolute primäre Ebene bringt. Primär. Unterhaltung.
Wobei sich Underwood sichtlich dieser Tatsache bewusst ist und dies stets versucht mit einem Stück Selbstironie zu kommentieren. Auch sehr clever gewählt scheint da auch das klassische Motiv der einsamen Wüstenstadt mit überschaubarer Bewohnerzahl, jedoch auch mit genug »Ködern« für den Wurm (Achtung: Brechung!), was dem ganzen so auch einen ironischen und herrlich absurden Gegenentwurf zum »Wurmköder« macht. An sich ist es durchaus amüsant wie Underwood doch zuerst den symbolischem Konsum an sich zum Wurmfutter macht, ihn entledigt und auch mit einer ganzen Warte von liebevoll arrangierten, teils überzogenen Stereotypen und Klischees aufzuwarten weiß, die anfangs in kurzen Momenten strukturiert eingeführt werden, besonders gelungen das ad absurdum des Waffenfanatikers Burt Gummer (wirklich fanatisch-fantastisch: Michael Gross) und dessen persönlichen »Spielplatz«. Im sonstigen natürlich die Hauptprotagonisten in Hinsicht des Gespanns Fred Ward und Kevin Bacon, während Ward im Raubein und Sprücheklopfer-Look, darf Bacon eher den tollkühnen Helden mit zündender Idee geben. Wunderbares Zusammenspiel der Beiden. An sich glänzt "Tremors" natürlich auch durch seine exzellent gewählte Kulisse der Wüste und seiner darausschließenden Reflexion der Einsamkeit. Zwar absurd verpackt, aber weniger als Isolation, denn mehr als Käfig des unterirdischen Wurms zu betrachten und dabei originell inszeniert mit gehobenen Tempostatus und viel Spielfreude am Genre. Und man möchte fast meinen, dass so sich darin auch ein bestimmtes Westernmotiv wiederfinden lässt mit einer trockenen und trostlos-wehenden Landschaft und einer sprühenden Atmosphäre wie auch mit einer heiteren Grundstimmung im Kaff-Flair:Wunderschön. Auch die Würmer. Nein wirklich, ich weine jedes Mal an.



Handwerklich dabei so simpel umgesetzt, trotzdem effektiv in seiner Auserarbeitung, seiner inszenatorischen Leichtigkeit wie Einfachheit. Erstaunlich auch wie gut dabei selbst das B-Movie-Motiv wirkt und heroisch verwendet wird, es somit auch schafft seine skurrilen Akzenten zu setzten oder dezent vergnüglich daherzukommen und es so irgendwie ein Gefühl der nostalgischen Geborgenheit zu kreieren und nicht zu vergessen ein filmisches Universum zu erschaffen, dass man zu liebst gar nicht mehr verlassen würde. So gesagt als wäre der Wurm drin. Ansonsten macht das "Tremors" wohl zu einem gelungenem wie ironischen Vertreter des sträflich abgeschiedenen und selten auftretenden Creature-Films mit qualitativer Unterhaltung und einem erfolgreichen Maß an Charme. Wie gesagt eine immer noch äußerst vergnügliche und ungemein liebevolle VHS-Legende. Man muss ja nicht alles aus sekundärer Sicht sehen, auch Unterhaltung darf verzehernswert sein.



7.0 / 10

Autor: Hoffman 


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