Mittwoch, 14. Oktober 2015

New York, New York! - Klassiker der Extraklasse: Die Klapperschlange - Escape from New York (1980)



Es mag komisch erscheinen, denn auch wenn ich grobe zehn Jahre nach Entstehung dieses Films geboren bin, haben Carpenters frühe Klassiker doch meine Jugend geprägt. Das war damals in etwa so: Da gab es diese tollen Playstation Spiele "Metal Gear Solid" und die Hauptfigur war Solid Snake. Irgendwann fand ich heraus, dass sich diese Figur an der Rolle Kurt Russells in "Escape from New York" orientiert, weshalb ich den Film unbedingt sehen wollte, deswegen wartete ich darauf, dass der Film mal im Fernsehen läuft, als das geschah, war ich natürlich mit an Board - und ich war begeistert.

Natürlich ist der Film angestaubt, die Effekte haben mich nicht von Hocker gehauen, und auch der Soundtrack ist dermaßen 80's like, dass es schon fast zu viel des Guten ist - aber nur fast, ich finde ihn trotzdem super stimmig. Jedoch ist es der Film als Gesamtpaket, der mich auch noch nach der x-ten Sichtung immer wieder begeistert. Einerseits ist der Film geniales 80er Jahre Action Kino und die pure Badass Ansammlung: Lee Van Cleef ("The Good, the Bad and the Ugly"), Ernest Borgnine ("The Wild Bunch") und natürlich Kurt "Snake Plissken" Russell in der ohne Frage besten Rolle seines Lebens - er ist Snake, und ja, verdammt, Snake Plissken IST an Coolness nicht mehr zu überbieten. Andererseits ist "Escape from New York" tiefgründiger und filmhistorisch relevanter, als man zunächst meinen mag: Ohne das düstere und dystopische Setdesign wären Filme wie "Blade Runner" oder der Cyberpunk generell nicht entstanden. Wirklich herausragend inszeniert vom einstigen Genregenie John Carpenter. Der Pessimismus und die Klaustrophobie in Carpenters düsterer Vision eines verkommen New Yorks sind mit jedem Frame spürbar. Aber auf der anderen Seite kann man "Escape from New York" auch als warnende Dystopie sehen, die eine Zukunft, in der der ach so hoch entwickelte Mensch wieder Zustände, die er eigentlich längst überwunden haben müsste, ermöglicht und toleriert. Auch das wirkt im Jahr 2013 wieder etwas angestaubt, da jeder weiß, dass Manhattan 1997 kein riesiges Gefängnis war, aber was soll's, der Regisseur hatte eine unschöne Vision der Zukunft, und daher ist "Escape from New York" auch durchaus als Warnung zu verstehen, und man sollte die Thematik des Films nur, weil sie bisher noch nicht eingetreten ist, nicht mit einem müden Lächeln abtun.

Im Gegensatz zu anderen Genre Vertretern schadet dieser politische Subtext dem Film kein bisschen, Carpenter schafft den Spagat zwischen Action und Ernst mit Leichtigkeit. Die ganze Story um den Outlaw Plissken, der angeheuert wird, um den Präsidenten aus der Gefängnisstadt Manhattan zu retten, ist sicher irgendwo ziemlich naiv, aber mal ehrlich: Was will man mehr? In einer Welt, in der zwischen Politikern und Kriminellen kaum noch ein Unterschied besteht, wäre es doch eine verdammt coole Vorstellung, wenn ein Outlaw wie Snake alles wieder ins Lot bringen würde. In diesem Sinne: In Plissken we trust!


9.0 / 10

Autor: MacReady

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