Mittwoch, 6. April 2016

Die Kugel unter dem Meer - Kritik: Sphere - Die Macht aus dem All (1998)


Barry Levinson schickt seine Protagonisten (zunächst sind da einmal nur Dustin Hoffman und Huey Lewis in einem kleinen Gastauftritt als Pilot neben ihm) ohne zu zögern auf das offene Meer, in den blauen pazifischen Ozean in einem Hubschrauber, setzt dort direkt ein und festigt damit das Thema Isolation und Abgeschiedenheit seiner Protagonisten. Ein Flugzeug scheint abgestürzt zu sein (oder etwa doch nicht?) und eine kleine Gruppe von Menschen wird zu diesem Punkt verfrachtet, der umkreist wird von Militärschiffen. Am Anfang von Levinsons Film herrschen Hektik und Orientierungslosigkeit. Was ist eigentlich passiert? Was muss getan werden? Was ist los? Kein Flugzeug ist abgestürzt, sondern ein scheinbar außerirdisches Raumschiff ist in der Tiefe des Ozeanes gefunden worden und Barry Levinson tritt dann auch die alte Diskussion nach außerirdischen Leben unter seinen Figuren an. Es ist ein reduziertes Figurenarsenal, das Levinson präsentiert und das durchweg mit Stars besetzt ist. Es hat sich ein Team aus Spezialisten zusammengefunden: Ein Psychologe (in dem bisher einzigen richtigen Science-Fiction-Film seiner Karriere: Dustin Hoffman), eine Biochemikerin (nervenschwach: Sharon Stone), ein Mathematiker (Dauersprücheklopfer: Samuel L. Jackson), ein Astrophysiker (nervös: Liev Schreiber) und ein dubioser Captain (harter Knochen: Peter Coyote), der dieses Unterfangen leitet. Ein Team, das der Psychologe Goodman (Hoffman) in einem Bericht aus der Bush-Senior-Regierung zusammenstellte, in dem er Hälfte aus Untersuchungen nahm, die andere Hälfte aus fiktionalen Romanen, wie den denen von Isaac Asimov, zusammenbastelte und die Namen der Anwesenden nahm, weil ihre Namen gut klangen, er sie kannte und 35.000 Dollar kein schlechtes Angebot waren.



Nach dieser kurzen Einführung in die Situation schickt Levinsons seine Figuren dann also unter Wasser. Irgendwie erinnert das auch ein bisschen an James Camerons »Abyss«. Tiefe, Dunkelheit und Isolation, das sind die Elemente, die Levinson reizvoll in seiner Verfilmung eines Romanes von Michael Crichton, der hier auch als Produzent fungierte, verpackt und das äußere Gerüst seines Films effektvoll inszeniert. Der Film, der auch in verschiedene Kapitel geteilt ist, womöglich damit der Romanvorlage näherkommt, spielt sich größtenteils damit in den eingeschlossenen und engen Räumen der Unterwasserbasis ab, womit er auch ein Gefühl der Klaustrophobie vermittelt. Der Score von Elliot Goldenthal ist anziehend, packend, kann dramatisch sein und sich bis zu tobenden Klängen steigern. Er vermittelt zu Beginn ein Gefühl der Faszination und Überwältigung gegenüber diesem unerforschten Fremden, der Tiefsee und dem Raumschiff, auch wenn sich dort auch schon immer eine finster-vage Ahnung heraushören lässt. So ähnlich verhält es sich auch mit Levinsons Film an sich, der dann am besten ist, wenn er sein Mysterium bei der Inszenierung gekonnt ausspielt, wenn er seine Faszination aus dem Nebulösen, dem Rätselhaften, dem Erforschen dieses schummrigen Ortes, des Raumschiffes, bezieht. Wenn das Team dann in ihren Tauchanzügen durch das Raumschiff streift, dann erinnert das in seiner Aufmachung auch an Ridley Scotts »Alien« (auf den der Film noch ein anderes Mal ironisch verweist, wenn sie am Essenstisch sitzen und Samuel L. Jackson sich verschluckt zu haben scheint). In dem Raumschiff, das von menschlicher Hand gemacht worden zu sein scheint (Made in USA), entdecken sie eine obskure und hermetische Kugel, mit der sie in Kontakt treten und die etwas übernatürliches an sich zu haben scheint. Ist sie ein lebendes Objekt? Es passieren merkwürdige Dinge.



Wenn Barry Levinson geheimnisvoll und undurchsichtig bleibt, dann weiß er das auch prickelnd zu inszenieren. Er lässt Dinge passieren, mit denen die Figuren überfordert sind, die sie nicht zuordnen können, der Situation hilflos ausgeliefert sind, wo sie nicht wissen, was vorgeht (eine Riesentintenfisch lässt grüßen und Jules Verne blinzelt hinüber), unter Druck stehen und Barry Levinson Katastrophen, Chaos, heraufbeschwört. Levinson entwirft ein alptraumhaftes Szenario unter dem Meer. Jedoch je mehr er erklärt, je mehr er den Film aufbläst, umso banaler, umso drolliger oder umso törichter erscheint der Film inhaltlich in der Hinsicht wie er mit den Fragen (oder sogar Antworten) umgeht. Dann tendiert der Film sogar in Richtung des Trashigen zu gehen, wozu auch die Katastrophen gezählt werden dürften. Der Film krankt schlichtweg an seinem Drehbuch. Die psychologische Ebene des Films ist zu dünnhäutig, zu fadenscheinig und zu plump. Die Figuren (insbesondere die von Samuel L. Jackson und Sharon Stone) schwanken ständig (oftmals nicht wirklich nachvollziehbar in ihrer Motivation) umher und wiederum die vollkommen profillosen Nebenfiguren (Queen Latifah & Marga Gómez) dienen schlichtweg zur Dezimierung, als Futter. Das mag misslich erscheinen, wenn man beachtet, dass Levinsons Film im Grund auch ein Kammerspiel ist, das seinen Konflikt, besonders zum Ende hin, bei dem Wirklichkeit und Vorstellungskraft aufeinanderprallen, auch zwischen seinen Figuren sucht. Das geschieht durch gegenseitiges Misstrauen der Figuren, die in diesem Punkt nur noch sprunghaft und irritiert wie dabei aber auch irritierend wirken. Und der Endspurt, der sich dann wieder viel zu ausladend präsentiert, wieder zu fürstlich in das Erklären wechselt, der erscheint dann demnach auch ein bisschen verschroben. Aber so (und an sich) liefert Levinsons Film am Schluss doch viel(e) Spannung(en) und vor allem Kurzweil.


6.5 / 10


Autor: Hoffman 

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