Mittwoch, 11. November 2015

Wenn die Projektoren des Kinos zu rattern beginnen... - Kritik: Matinee (1993)


Joe Dante liefert mit »Matinee« eine herzlich-nostalgische Hommage an die Filme seiner Kindheit, das, was was man hier sieht, erinnert an »Tarantula«, »Die Fliege«, »Formicula« oder auch den »Blob«. Dante verlegt seine Geschichte in das Jahr 1962 nach Florida in das Städtchen Key West zu Zeiten einer kritischen Phase des kalten Krieges, der Kuba-Krise. Während die Kinder ins Kino gehen, ist die reale Bedrohung nah. Die Menschen haben Angst vor einem Atomkrieg. Die Menschen sind in Panik. Protagonist dieser Geschichte ist Gene. Sein Vater ist ein Marine und auf einem Blockadeschiff vor Kuba. Gene lebt mit seiner Mutter und seinem Bruder auf einem Militärstützpunkt. Er ist neu an der Harry-S.-Truman-High-School, freundet sich aber schnell mit einem Jungen namens Stan an und verliebt sich in ein Mädchen. Dante schafft es hier und da also selbst in dieser Situation von den alltäglichen Dingen wie Freundschaft und der naiven ersten Liebe kurz zu erzählen, auch wenn er anfangs manchmal da etwas vom Weg abkommt. Letztlich fügt sich hier am Ende aber doch alles zusammen.




Das Hauptaugenmerk des Films gilt aber dem Filmregisseur Lawrence Woosley, der das Städtchen besucht, um dort seinen Film »Mant« (in dem die Bedrohung von einem zu einer Ameise mutierten Mann ausgeht) im Kino zu präsentieren. Er weiß wie er die Fäden bei seinem Publikum ziehen muss, um es für sich zu gewinnen. Er weiß sich und seine Filme zu inszenieren und das selbst über die Kinowände hinaus. Ein Mann, der fragt, ob seine Filme denn schrecklicher sei als die Realität, in der sie leben? Er liefert Schock und Vergnügen. Er begreift Kino als Katharsis. Ein Charakter, mit dem sich Dante vor William Castle, und seinem Können seine Filme mit seinen Gimmicks zu Kinospektakel zu machen, verneigt und natürlich ist es auch eine Rolle, die John Goodman beseelt und fidel mimt, stets mit einer Zigarre zwischen den Beißern. Er ist es, der diesen Film trägt und die großen Momente dieses Films gehören auch zum Großteil seiner Figur, die für Dante auch als Sprachrohr fungiert, um lustvoll über das Kino, die Faszination an Horrorfilmen und damit die Angst, die sie uns vermitteln, zu schwadronieren. Besonders in der zweiten Hälfte des Films, wenn die Projektoren beginnen zu laufen und die Show beginnt, entfacht Dante Begeisterung. Er lässt reale und imaginäre Gefahren aufeinanderprallen. Das Kino wird zu einer interaktiven (und durchaus gefährlichen) Attraktion, in der am Ende um die Liebe gekämpft wird und Ängste überwunden werden. Ja, das ist ein gewitztes und wildes Spektakel! Ein Spektakel, das man bei all seiner Kurzweil am Ende doch gerne verfolgt hat.


7.0 / 10

Autor: Hoffman 

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