Mittwoch, 8. Juli 2015

Jacques Demy Retrospektive #12 - Kritik: Trois places pour le 26 (1988)




Es ist ein leiser Einstieg zu einem sanften Chanson, während die Eröffnungscredits in Blau und Rosa erstrahlen, den Jacques Demy bei seinem letzten Werk tätigt, bevor er ganz und gar poppig und fröhlich Yves Montand mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht aus seinem Zug steigen lässt und damit dessen Rückkehr in seine Heimatstadt Marseille verkündet, in der er gleich von Reportern empfangen wird, die auf einer großen Treppe beginnen ihn zu interviewen. Sie singen und tanzen dabei und so heißt Jacques Demy den Zuschauer also Willkommen in diesem, seinem letzten, Film, der eine Hommage an den Schauspieler, Chansonnier, Charmeur und Liebhaber Yves Montand ist, der sich in diesem Film selbst spielt und das mit sichtlicher Freude. Er ist zurückkehrt um ein Stück auf der Bühne aufzuführen, das auf seinem eigenen Leben basiert. Er erinnert sich dabei an eine Frau aus der Vergangenheit, Mylene, die er vor zwanzig Jahren verließ und geliebt hat und von der er hofft, dass er sie wiederfinden würde. Sie ist mittlerweile verheiratet, jedoch sitzt ihr Mann im Gefängnis und sie ist stark verschuldet. Ihre Tochter, Marion (Mathilda May), welche die eigentliche Tochter Montands ist, wovon der aber nichts weiß, bewundert Montand und möchte genau wie er ein Star werden und versucht ihn aufzusuchen. Nach dem Ausfall einer Darstellerin wird sie die Rolle spielen, die ihrer Mutter nachempfunden ist.



Zugegeben ist die Handlung von Jacques Demys Film eher lose, unbeträchtlich und milde. Sie pendelt zwischen den Erinnerungen Montands, die im Theater wiederbelebt werden auf der Bühne, Montands Wiedersehen mit alten Bekanntschaften und Marions Träumerei und Begegnung mit Montand, aber was Jacques Demy wieder daraus macht, ist noch einmal ein farbenfrohes und leichtfüßiges Musical im Stile der großen MGM-Musicals von seinen Idolen wie Vincente Minnelli und Stanley Donen (unter anderem wird »Singin´ in the Rain« zitiert), das von Demy gewandt inszeniert wird. Des weiteren wird auch auf Fred Astaire, Edith Piaf und Marilyn Monroe verwiesen. Dabei ist natürlich wieder einmal Demys Lust an bunten Farben bemerkenswert. Das sind Farben, die einen anspringen, den Film beleben, einen für sich gewinnen und bezaubern. Die Musik, die stammt selbstredend auch wieder von niemand anderem als Michel Legrand, der sich hier ganz in seinem Element befindet, sofern man den Film als Kind seiner Zeit (teils auch musikalisch) akzeptiert. Und so ein kurzweiliger Film kann eigentlich auch gar nicht anders enden, als denn harmonisch, friedsam, vielleicht etwas abrupt und schlicht, zugleich aber augenzwinkernd und beinahe schon märchenhaft mit dem Finden der Liebenden.


7.0 / 10

Autor: Hoffman 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen