Mittwoch, 18. Mai 2016

Ein Märchen von dem Weg zum Erfolg - Kritik: Working Girl - Die Waffen der Frauen (1988)



Zu Beginn da umkreist die Kamera (ganz typisch für die Kameraführung des Michael Ballhaus) die Freiheitsstatue in New York, geht von Dichte zu Distanz, geht zu den Weiten New Yorks über, dem Wasser, den Wolkenkratzern in der Ferne und einer kleiner Fähren, wo die Kamera wieder die Nähe sucht, auf der sich Tess (Melanie Griffith), die Protagonistin von Mike Nichols »Working Girl« auf ihren Weg zu ihrer Arbeit befindet. Sie ist eine ehrgeizige Sekretärin, die ständig übergangen wird, ständig einen neuen Arbeitgeber hat, weil sie sich nicht ganz dieser Welt der Männer, ihrer Chefs, geschlagen geben will. Mike Nichols bebildert in seinem Film die Maklerbüros, eine Finanzwelt, eine Welt des Geldes, in der die Männer dominieren. Die Männer in Mike Nichols Film sind zumeist Schweine: Ihr Chef ist für sie eine Art Zuhälter (Oliver Platt), der sie an wild-durchtriebene Geschäftsmänner und Lüstlinge (Kevin Spacey) vermittelt, die nach einer neuen Assistenz suchen, aber natürlich ganz andere Aussichten im Kopf haben und ihr Freund (Alec Baldwin) ist ihr nur auf ihre Reize aus, schenkt ihr daher nur Unterwäsche und schläft mit fremden Frauen. Sie kündigt und bekommt eine neue Chefin (boshaft-bigott: Sigourney Weaver), der sie sich unterwürfig zeigt und die sich aber auch wieder schnell als arrogantes und hinterhältiges Miststück entpuppt, die Tess´ Ideen als ihre eigenen verkaufen will, gar nicht zweigleisig fährt, um weiter oben zu schwimmen. Als diese einen Skiunfall hat und für eine gewisse Zeit aus dem Verkehr gezogen ist, ergreift nun auch Tess, von den Worten ihrer Chefin ermuntert, dass man die Sachen selbst in die Hand nehmen muss, da einen nichts zufällt, ihre Chance, nimmt ihre Position ein, ebnet sich ihren Weg zum Erfolg und trifft dabei nun endlich auch in Gestalt ihres charmanten und gutaussehenden Geschäftpartners Jack Trainer (Harrison Ford) ihren Traumprinzen.



Es ist eine leichte, seichte und heute eher bieder erscheinende Hollywoodkomödie in kunterbunten 80er-Jahre-Outfits und Frisuren, soft und wohlig gestaltet, in Ansätze versehen mit einem lieblichen Augenzwinkern, die Mike Nichols aber bemerkenswerterweise von den Frauen dominieren lässt. Er erzählt in gewisser Weise eine Dreiecksgeschichte zwischen zwei Frauen, zwei Kontrahentinnen und einem Mann, der zwischen ihnen steht. Mike Nichols legt wieder einmal den Fokus auf die Charaktere der Frauen, die sich hier auf verschiedene Weisen in dieser Welt der Männer und des Geschäftes behaupten müssen, in dem sie kämpfen und nicht locker lassen. Dabei erzählt er seine Geschichte mit märchenhafter Oberflächlichkeit, während Michael Ballhaus an der Kamera zwar oft auch in Bewegung bleibt (wieder einmal umkreist er seine Figuren beim Tanz auf einer Hochzeit), aber sich sonst eher dezent zurückhält und im Sinne von Mike Nichols das Interesse der Bilder auf die Darsteller legt. Sonst ist Mike Nichols Film ein wohl harmloses Ding, das ganz konventionell auf sein Happy-End (oder zumindest das, was der Film darunter versteht, in dem er seine Protagonistin erneut für einen Job einem Mann unterordnet, der sie laut eigenen Worten unten anfangen lässt?) zuschippert.


5.5 / 10

Autor: Hoffman 

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