Dienstag, 20. September 2011

Kritik: "The Man who wasn´t there"



Wer kennt sich nicht? Wer liebt sie nicht? Ich liebe sie! Denn die guten Coens schaffen es doch immer wieder uns beziehungsweise mich in den Bann ihrer Filme zu ziehen. Mit den unterschiedlichsten Mitteln. Mit den unterschiedlichsten Wegen. Von "The Big Lebowski" zu "Fargo" und wieder zum Anfang mit "Blood Simple" und dann schnell noch zu "No Country for old Men". Doch oft in dieser Großzahl an Meisterwerken, Klassikern und man könnte einige davon auch Kultfile nennen vergessen sitzt er: Der unauffällige Mr. Crane.
"The Man who wasn´t there" ein besonders interessanter Film von Joel und Ethan Coen aus dem Jahre 2001 und auch gleichzeitig ihr 11. Werk.

Die Story brillant gehandhabt, mit kleinen Versatzstücken aus altbekannten Klassikern, es sei erwähnt, dass der ganze Film eine Hommage an den klassischen Film noir darstellt, genauso wurde auch die Story kreiert als wären wir wieder in den alten Zeiten der 1940er bzw. 50er Jahre mit alle ihren Charakteren, eine Story, ein Krimi, ein Drama, alles perfekt zusammengefügt in einem Film, in einer Story über Ed Crane. Einen Friseur in den 40er Jahren. Er schneidet Haare, die Spiegel des Lebens. Er fristet ein recht tristes und eintöniges Leben. Allein mit seiner Ehefrau Doris, er überlegt er nach Auswegen, die es eigentlich nicht gibt...bis der Vertreter Tolliver ihm einen Deal anbietet, er soll den Liebhaber seiner Frau erpressen. Sein Gewinn: 10.000  Dollar, mit denen er ein neues Leben beginnen könnte...ein Ausgang von diesem Leben...

In der Hauptrolle Billy Bob Thorton in einer seiner besten Rollen, unglaublich seine darstellerische Leistung, famos jede einzelne Gestik, jede Mimik, mit solch einem unfassbaren Feingefühl gespielt. Thorton ist der unauffällige Ed Crane.
Selbstverständlich glänzt auch der restliche Cast mit einer großartigen Francis McDormand als Ed´s kühle Ehefrau Doris, einem gut aufspielenden Tony Shalhoub und einem exzellenten Jon Polito als Vertreter Tolliver. Abgerundet wird das grandiose Ensemble dann nur noch von James Gandolfini und Scarlett Johansson.

Einmal wieder herausragend ist natürlich auch der besondere Regiestil der Coens, erstklassig erzählt, im besten Sinne des Film noir, stets wirkte auf mich eine gewisse Spannung und Faszination ein, recht gemächlich, unglaublich intensiv beleuchtet (gleich in doppelter Hinsicht), sodass hier ein wahres Cineastenherz höher schlägt, jeder Moment wie eine Erinnerung an längst vergessene Zeiten. Unüblich durchaus auch das Weglassen des üblichen Coen-Humors, eigentlich(!),  von ihnen selbst aber clever und elegant in die Handlung miteingebunden, denn stattdessen kommen Spuren von Ironie und auf und trotzdem finde ich das Ganze stets eins: rabenschwarz serviert. Wer weiß schon?
Dazu kommt noch eine genauso virtuose Kamera, detailliert filmt sie diese "Tragödie", die Tragödie eines einsamen Mannes, eindringlich in die famosen Schwarz-Weiß-Bilder eingefangen, präzise ausgeführt von Vorne bis Hinten atmosphärisch verziert und dabei stets sehr liebevoll in Bezug auf die klassischen Elemente, hier das interessante gemachte Intro erwähnt wie auch die ein oder andere Fahrt mit dem Auto, bei dem man wirklich die Feinarbeit des Werkes bemerkt.

Die Charaktere werden zwar etwas distanziert behandelt, was ich in der Hinsicht aber sogar als mehr als positiv betrachten möchte, denn so entstand bei mir ein gewisses Interesse, ein Interesse an der Figur des Ed Crane, an der Stelle sei noch gesagt über die vollständige Laufzeit sehr tiefsinnig und ruhig behandelt. Der Fokus richtet sich nun mal auf den einsamen Mann. Irgendwie deprimierend und somit fast tragisch. Kein Charakter zur Identifikation, doch ein interessanter und für mich ein meisterhaft ausgearbeiteter Charakter. Jedes Details stimmt hier und findet seinen Platz, dies auch bei den erstklassigen Dialogen, perfekt niedergeschrieben.
Und dann noch ein ein langsamer Score von Carter Burwell und ein exzellenter Soundtrack, auch stets stimmig gewählt und passend eingesetzt.

Also möchte ich dann nur noch sagen, dass "The Man who wasn´t there" ein absolut unterschätztes Juwel der Coens, ein wahres Meisterwerk und eine fantastische tiefe Hommage an den Film noir mit einem perfekt spielenden Billy Bob Thorton.


 9 / 10

                                                                  
Autor: Hoffman

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen