Mittwoch, 20. Juni 2012

Spezial-Ausgabe: Die filmische Zombie-Autopsie


Romeros Anfänge und der Beginn des modernen Zombiefilms. Frankenstein-Motiv aus »Night of the Living Dead« 


Achtung: Ich bitte zunächst zu beachten, dass dieser Text sich weder auf Faktentreue noch auf sonstige, erwiesene Theorien stützt, sondern einfach nur der Fantasie seines gestörten Autors entsprungen ist. Mich bewegte nun schon lange eine Frage. Die Frage, die mein Leben für immer hätte verändern können: Was ist eigentlich mein Lieblingsungetüm im Horrorgenre? Ich glaube, nun kann ich diese Frage mit einem Stück beantworten. Mit einem Stück untoter Überreste, dem Zombie. Ja der Zombie hat schon eine lange, lange und noch längere Geschichte hinter sich, auch wenn im heutigen Bestreben er das modernste Monster von allen ist, naja nicht ganz. Und zunächst begann alles mit Voodoo und dem willenlosen Auferstandenen aus dem Reich der Toten, gezwungen seinem Meister zu folgen, dies nahmen Regisseure wie Jacques Torneur gerade zu wörtlich und verinnerlichten diese Philosophie in Filmen wie »I walked with a Zombie« (1942) oder im expressionistischen Sinne noch weitaus früher in »Das Cabinett des Dr. Caligari« (1920), wobei dieser die Gestalt des Zombies nur andeutete.

Night of the Living Dead (1968)

Dawn of the Dead (1978)
Und noch ein Zombie. Mit tiefer Tragik im melancholischen Blicke zurückblickend  an die alte Zeit als Lebender. Zutiefst bedrückend.


Romero beweist grotesken Humor bei »Dawn«

Zombi 2 - Schreckensinsel der Zombies (1979)



Doch im Gleichnis des heutigen Zombies, waren diese nie. Bis er kam! Wer? George A. Romero! Der Heilige! Der Mann mit den fragwürdigen Visionen. Der definierte diesen auf Anhieb völlig neu, mit »Night of the Living Dead«, dieser Schelm! Weg von Voodoo und Sektenkult. Hin zur Gesellschaft, der Romero wird einfach symbolisch und stellt den Zombie nicht nur als blutrünstige Bestie (wie derzeit häufig) erstmals dar, sondern auch als Reflexion der Minderheiten der Gesellschaft, die es zu meiden galt und welche sich Schlag auf Schlag vermehren. Ohne Rückhalt. Der Zombie der Moderne war geboren. In Spanien setzte man währenddessen sich mit reitenden, schwimmenden und gewünscht hatte ich mir ehrlich gesagt auch immer fliegende Leichen auseinander, aus letzterem wurde nichts. Und Romero hörte nicht auf. Keineswegs. Der definierte konsequent weiter, in »Dawn of the Dead«. In welchem er dem Zombie sogar eine feine ausgeklügelte, ironische Seite gab, aber dennoch klar erläuterte: Dieses Ding ist nicht zum Spielen da, das beißt. Wobei dieser auch den Maß prägenden deutschen Titel »Zombie« bekam. Und damit brach mit diesem Werk letztlich eine regelrechte Epidemie von Zombie-Filmen aus, die sich aber auch schon nach »The Night of the Living Dead« in gewisser Form zeigte. The Style is it. Und den hatte der Zombie, wie ein Feuerregen produzierte man jene Filmgattung und ja das brachte selbst Lucio Fulci auf große Ideen (Exemplar:»Zombi 2«) , der zwar wiederum teils auch zum Ursprung des »klassischen Zombies« zurückkehrte, aber immer eins klarstellte: Zombies sind bösartige, zugleich blutrünstige Bestien, die kein Erbarmen kennen, ob sie am Glockenseil hingen oder ein Haus an der Friedhofsmauer stürmten, darauf reagierten die netten Mensch von der Jugendschutzbehörde gar nicht so freundlich. Während Romero seinen Kreis um den Zombie schloss in Hinsicht seiner »Living Dead«-Trilogie mit dem Film »Day of the Dead«, in dem uns Romero eine pessimistische Sicht der Zukunft vor Augen führte. Erneut definierte er und dieses Mal zeigte er uns auch die tragische, die menschliche Seite des Zombies, zeigte er ist lernfähig, wobei somit Romero erstmals wirklich etwaige Parallelen zwischen seinem Zombie und Mary Shelleys Frankenstein aufzeichnete, doch dies ist spekulativ. So betrachtet wandelte im selben Jahr (1985) die Frankenstein-Neuinspiration »Re-Animator« auf diesem Pfade, es darf also fleißig interpretiert werden. Doch wurde es nach Romeros Abschluss der Trilogie über viele Jahre qualitativ still um den Zombie, meines Erachtens. Wes Craven berief sich mit seiner »Schlange im Regenbogen« (1987) auf die Wurzeln des Zombies, mit netter Beilage des Voodoookkultes, zudem stapelten sich derweil die Fortsetzungen erfolgreicher Reihen und zumindest die deutschen Titelverleiher schienen in der Hinsicht vollkommen durchzudrehen, im Angesicht der Lage. Das heißt es gab sicherlich unzählige B-Movies, obgleich sich die meisten davon irgendwo zwischen Abklatsch und Parodie ansiedeln ließen und das Subgenre des Zombiefilms war demnach auch schwerer im Plenum zu deuten, ob bei der filmischen Granate »Braindead« oder kleinen Meisterstücken wie »Dellamorte Dellamore«, schwierig zu distanzieren. Es seie jedem selbst überlassen.

Day of the Dead (1985)


Land of the Dead (2005)


Die Tragik des Todes - The Walking Dead (2010)

Auch in Serien wird Gott Romero zitiert und genauso perfide gehuldigt


Im neuen Jahrtausend angekommen zeigte sich der Zombie dieses Mal von einer völlig neuen Seite und insofern stellte Regisseur Danny Boyle den Modus auf eine entwachsene Fassung des Zombies, dem Infizierten, mit »28 Days Later«. Bei der sich Boyle neben einem realistisch angelegten Schauplatz, eine neue Definition des bekannten Filmmonsters schuf, auch wenn sich trotz Infektion dieser Virus wahrscheinlich nicht allzu sehr durchsetzte, wie Romeros Definition, dies minderte weder den Erfolg noch die Tatsache einer Fortsetzung (28 Weeks Later). Einen Boom löste hingegen wieder das Remake des Romero Klassikers »Dawn of the Dead« (2004) von Zack Synder aus, der Anbeginn einer Welle von Remakes, Sequels und weiteren Worten, von denen ich nicht weiß was sie bedeuten. - Romero fand den Snyder gar nicht so rossig, dass Zombies rennen - Endlose Produktionen, unter denen auch Romero sich erneut die Ehre gab seine Zombies ins Licht zu führen. Zugleich setzte Edgar Wright mit "Shaun of the Dead" aber auch einen durchaus bedeutenden Eckpfeiler (ich liebe das Wort: Subjektiv) der Zombieparodie, gleichzusetzten mit Hommage an die Filme Romeros. - Romero dankte sichtlich. Zusätzlich scheint man faszinierenderweise den Zombie immer weiter in abstruse Gefilde zu führen, das gehe von nationalsozialistischen Auferstandenen bis zu strippenden Zombies, derweil freue ich mich auf die kommunistischen Zombies. Aber auch Serien (nach Comicvorlage) folgen dem Trend des neuen Zombies und wissen durch vielerlei Referenzen und Versatzstücke aus der Vergangenheit zu verzücken, hier im Falle von »The Walking Dead« , die den Zombie zwischen moderne und Romeros Interpretation anlegt (Bezeichnung: Walker), jedoch immer noch ein innerlich zerrissenes und tragisches Monster, es wird viel zitiert und ehrwürdig gedankt. Ja, der Zombie mag eine äußerst lange Geschichte hinter sich haben und wer jetzt noch denkt dies hier wäre alles gewesen, dem möge gesagt sein: Dies war erst die Kurzfassung, oberflächlich, plakativ und sinnentleerend von mir, allein die äußere Gestaltung und die Veränderung im zeitlichen Kontext bringe insofern genug Platz für weitere Autopsien, doch belassen wir es hierbei und das Leben geht weiter, das beweist dieses Stück verfaulte Kadaver. Es beginnt wie es endet...mit dem Zombie.


Autor: Hoffman

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